Katholischer Deutscher Frauenbund zu neuer Studie über Gleichberechtigung

"In den Köpfen muss sich noch einiges bewegen"

Jede zweite Frau ist nicht zufrieden mit der Gleichberechtigung: Das hat eine neue Umfrage ergeben. Kein überraschendes Ergebnis, sagt Beate Born, Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes im domradio.de-Interview.

KDB fordert Frauenquote / © Tim Brakemeier (dpa)
KDB fordert Frauenquote / © Tim Brakemeier ( dpa )

Die Umfrage führte das Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Frauenmagazins "emma" durch. Vor allem beim Verdienst, bei der Karriere und der Hausarbeit sehen sich Frauen benachteiligt.

domradio.de: Jede zweite Frau ist unzufrieden mit dem Stand der Gleichberechtigung. Überrascht Sie das Ergebnis?

Born: Das Ergebnis überrascht mich und unseren Verband überhaupt nicht, weil wir seit Jahren genau bei diesen Themen, die Sie auch schon angesprochen haben, unsere Finger in die Wunden legen und diese Defizite auch immer wieder anklagen. Und auch zur Bundestagswahl in diesem Jahr einige Themen aufgegriffen haben, die wir anprangern.

domradio.de: Vor allem beim Thema Verdienst und Karriere sind viele Frauen unzufrieden. Es wird auch in der Politik viel diskutiert über feste Frauenquote, über Flexiquote. Bringen es solche Debatten?

Born: Die Debatten sind sehr wichtig. Ich bin etwas überrascht, dass sich viele Frauen outen, dass sie unzufrieden sind, weil ich manchmal den Eindruck habe, dass Frauen sich nicht mehr dazu bekennen, dass sie unzufrieden sind mit ihrer Situation, sondern dass manchmal auch ein Tuch des Schweigens darüber gehüllt wird. Insofern bin ich eigentlich dankbar, dass es diese Studie jetzt gibt und dass das noch einmal aufgezeigt wird. Und wir als Verband sind sehr sicher, dass wir eine Quote brauchen und dass sich ohne Quote nichts ändert. Und dass wir diese Quote auch bei den Karriereplanungen, also in Führungspositionen brauchen.

domradio.de: In wenigen Wochen wird der Bundestag neu gewählt - ist das auch ein Thema, dass in den Wahlkampf gehört? Und erwarten Sie, dass sich mit einer neuen Regierung oder der Fortsetzung der jetzigen Regierung etwas ändert?

Born: Wir hoffen zumindest, dass sich etwas ändert. Wie das Ergebnis aussieht, wissen wir ja alle noch nicht, aber wir hoffen schon, dass sich unsere Bemühungen weiter in die Richtung bewegen, dass wir zu einer Quote kommen oder dass zumindest darüber diskutiert wird und dass es ein Thema wird und ein Thema bleibt. Dafür werden wir als Verbände auch sorgen. Es wird auf keinen Fall so sein, dass es nachher in der Schublade verschwindet.

domradio.de: Ein Thema, das in der Politik immer wieder kräftig diskutiert wird, ist das Thema Mütterrente, also die Anerkennung von Erziehungsleistungen. Sind Sie da bei Ursula von der Leyen, die fordert gerade auch älteren Müttern finanziell entgegen zu kommen?

Born: Ja, wir haben auch eine große Unterschriftenaktion diesbezüglich gemacht, dass wir drei Rentenpunkte fordern, für Mütter, die Kinder vor 1992 geboren haben. Im Wahlprogramm der CDU zum Beispiel steht ein Prozentpunkt drin - wir fordern drei, aber immerhin ist ein Prozentpunkt für Mütter vorgesehen. Also da werden wir weiter dranbleiben und auf unseren drei Punkten beharren.

domradio.de: Ein Ergebnis der Studie ist die Unzufriedenheit mit Kanzlerin Angela Merkel. Sie setze sich zu wenig für das Thema ein. Konnte man da mehr erwarten von der ersten Frau auf dem Kanzlersessel?

Born: Ehrlich gesagt haben wir uns alle etwas mehr erwartet, weil wir uns natürlich sehr gefreut haben, dass wir endlich eine Frau als Kanzlerin haben. Aber es ist natürlich sehr sehr schwierig, in diesem politischen Alltagsgeschäft ein Thema besonders hervorzuheben. Sie hat sich ja mit vielen Themen herumzuschlagen. Aber auch da ist unser Bemühen weiter, immer wieder für diese Themen zu werben und auch zu sehen, dass wir in den entsprechenden Ministerien dann auch die entsprechenden Menschen haben, die unser Anliegen verstehen.

domradio.de: Unzufriedenheit herrscht nach der Studie auch beim Thema Hausarbeit. Ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem - müssen sich da viele Männer im Privaten an die Nase fassen?

Born: Das ist sicherlich so. Ich kann mir nur wünschen und hoffe, dass eine Generation nachwächst, die das selbstverständlich so tut. Ich erlebe das gerade auch privat, dass zum Beispiel mein Schwiegersohn erzählt, dass mein kleiner Enkelsohn schon guckt, wie Papa Hausarbeit macht und dann macht er das selbstverständlich auch. Also ich denke, da muss sich in den Köpfen noch einiges bewegen. Und es gibt gute Beispiele, aber es gibt natürlich auch noch viele Männer, die es sich sehr einfach machen.

 

(Das Interview führte Matthias Friebe.)