OP-Roboter, papierlose Patientenakte und Behandlungsnetzwerke mit anderen Kliniken: Die Digitalisierung der Krankenhäuser in Deutschland hinkt zwar nach Meinung von Experten der Entwicklung in anderen Ländern hinterher. Doch in vielen Kliniken verändern neue technologische Möglichkeiten - auch jenseits von High-Tec-Geräten - die Gesundheitseinrichtungen - vom kleinen Kreiskrankenhaus zur großen Uniklinik.
32 Projekte für den Preis eingereicht
Wie weit die "digitale Transformation" der Krankenhäuser schon gediehen ist, zeigt der Sozialpreis des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland (kkvd), der in diesem Jahr unter dem Motto "katholisch.menschlich.digital" stand und am Mittwoch in Berlin von Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) und dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck verliehen wurde.
Im kkvd sind 266 katholische Krankenhäuser mit 344 Klinikstandorten vertreten. 32 Projekte wurden eingereicht: Das Spektrum reicht von einer Internet-Psychotherapie bei Depression, die das Alexius/Josef Krankenhaus in Neuss anbietet, über die "Medizinische Televisite Rheingau", in der das St. Josefs-Hospital in Rüdesheim über eine zentrale Systemplattform Patienten, Ärzte, Pflegekräfte und Sozialdienste vernetzt, bis hin zu einer App, mit der Mitarbeiter des Klinikums Dritter Orden in München die aktuellen Empfehlungen zur Antibiotikatherapie und -prophylaxe erhalten. Auch online gestützte Informationsangebote für Patienten, Online-Terminvergaben oder Video- und 3D-Brillen für Operationen und Simulationspuppen für die Ausbildung bewarben sich um den mit 5.000 Euro dotierten Preis.
Gewinner: Alexianer Sankt Hedwig Kliniken in Berlin
Gewinner des zum vierten Mal durchgeführten Wettbewerbs ist ein Projekt zur besseren Versorgung demenzkranker Patienten in Krankenhäusern. Ausgezeichnet wurden die Alexianer Sankt Hedwig Kliniken in Berlin. Ihr Ziel ist, Patienten mit Demenz schon bei der Aufnahme in das Krankenhaus zu identifizieren und sie dann während der gesamten Behandlung angemessen zu versorgen.
Mit einem Risikoscreening soll die Demenz erkannt werden. Die Informationen werden dann ins Krankenhausinformationssystem eingespeist und Ärzten und Pflegekräften digitalisiert als Handlungsempfehlung zur Verfügung gestellt werden. "Die betroffenen Patienten können so qualitativ gut versorgt werden und erhalten mehr Sicherheit im Alltag", beschreiben die Verantwortlichen ihr Konzept. Demenzkranke werden beispielsweise bei Untersuchungen zeitlich bevorzugt; Stressfaktoren sollen minimiert werden. Demenzbegleiter und Sozialdienst sollen frühzeitig eingebunden und Behandlung und Weiterversorgung demenzsensibel gestaltet werden.
"Die Zahl der Patienten mit Demenz nimmt in den Krankenhäusern stetig zu", erklärte der kkvd-Vorsitzende Theo Paul. "Betroffen sind heute rund 40 Prozent der über 65-jährigen Klinikpatienten. Für sie müssen die Krankenhäuser besondere Sorge übernehmen." Fühlten sich die Patienten unsicher oder verlören die Orientierung, könne dies auch dauerhaft negative Folge haben.
Sonderpreis an den Diözesan-Caritasverbands Köln
Ein Sonderpreis ging an das Projekt "Let's Guide" unter Federführung des Diözesan-Caritasverbands Köln. Dabei handelt es sich um eine von gemeinnützigen Gesundheitsanbietern entwickelte Patientenakte in Form einer App. Sie soll eine Alternative zu kommerziellen Angeboten etwa von Google, Apple, Amazon oder Krankenkassen sein, die teils mit Datenerhebung und -verarbeitung Geld verdienen.
Der Caritasverband spricht von einem "sicheren Datenhafen": "Let's Guide" gewähre Patienten Zugriff auf die eigenen Gesundheitsdaten. Nach ihrer Zustimmung können auch die beteiligten Kliniken Informationen über Allergien, Medikamente und anderes zur Verbesserung der Forschung und von Versorgungs- und Verwaltungsprozessen nutzen.