DOMRADIO.DE: Sie haben das Buch "Wer radelt, der findet" geschrieben. Was haben Sie denn gefunden?
Pfarrer Gereon Alter (Pfarrer in Essen): Oh, ganz viel. So viel, dass ein Buch dabei zustande gekommen ist. Ich habe als 13-jähriger angefangen, nicht nur Rad zu fahren, sondern auch mit dem Fahrrad zu reisen.
Auf diesen Reisen führe ich regelmäßig Tagebuch und da ist ein ganzer Buch-Meter entstanden.
Ich staune darüber, was da alles an Naturerlebnissen, an Begegnung mit anderen Menschen und auch an Dingen, wo ich sagen würde, das hat eine spirituelle Tiefe, zusammengekommen ist. Darüber berichte ich in meinem Buch.
DOMRADIO.DE: Haben Sie ein Beispiel, wo Sie auf Ihren Reisen mit dem Fahrrad eine besonders tiefe Spiritualität erfahren haben?
Alter: Das Erste ist die Schöpfung. Ich habe ganz bescheiden in Deutschland begonnen, aber mittlerweile bin ich auch in Alaska, im Himalaya, in der Sahara unterwegs.
Wenn man in diese Naturlandschaften eintaucht und sich auch als sehr klein und bescheiden erlebt, dann hört man den Schöpfungsbericht aus der Bibel ganz anders und und lobt den Schöpfer dafür, dass er das so wunderbar gemacht hat. Das ist das Naturerlebnis.
Das Zweite ist die Begegnung mit Menschen. Ich bin den unterschiedlichsten Menschen begegnet. Ich habe bei Harvard-Professoren in Boston übernachtet und bei den Ärmsten der Armen in Madagaskar.
Man kriegt einfach ein Gespür für Dinge in dieser Welt, die man nicht aus einem Zeitungsartikel oder einem Fernsehbeitrag bekommt. Es geht einem sehr unter die Haut, was Armut bedeutet, was Reichtum bedeutet und was auch Klimaschutz bedeutet. Das sind ganz spannende Erfahrungen.
DOMRADIO.DE: Sie waren mit dem Fahrrad zum Beispiel auch in Neu-Delhi und Mexiko unterwegs. Was haben Sie denn da erlebt?
Alter: Seit ich mit dem Fahrrad durch Neu-Delhi gefahren bin, kommen mir die deutschen Hauptstädte wie Dörfer vor, in denen man ganz entspannt fahren kann. Natürlich ist das kein Genussradeln, aber es gehört eben auch zu so einer Erfahrung.
Ich suche nicht nur die schönen Urlaubserlebnisse, sondern versuche, die Welt möglichst so zu entdecken, wie sie ist. Dazu gehören auch solche Dinge wie Überbevölkerung und Verkehrschaos.
DOMRADIO.DE: Wen möchten Sie denn mit Ihrem Buch besonders ansprechen?
Alter: Viele haben ja in der Pandemie entdeckt, dass das Reisen mit dem Rad eine wunderschöne Alternative ist. Dabei haben viele die Vorstellung, dass man erst mal eine perfekte Ausrüstung haben, gut trainiert sein und dieses und jenes haben muss. Das alles braucht man aber nicht. Man braucht einfach nur Lust, rauszufahren. Alles andere ergibt sich.
Deshalb erzähle ich auch von den ersten Pannen, die ich hatte und von den Improvisationen. Es ist auch ein lustiges Buch, das einfach viel Spaß darauf machen will, mal mit dem Fahrrad in Urlaub zu fahren.
DOMRADIO.DE: Was könnten Sie als schönes Reiseziel besonders empfehlen?
Alter: Ich würde vor der Haustür beginnen und erst mal das nähere Umfeld erkunden und alles Weitere kommt schon nach und nach. Bei mir war es zumindest die Frage, was denn dahinter kommt und wie es da aussieht. Dann entsteht möglicherweise auch eine ähnliche Lust wie bei mir.
DOMRADIO.DE: Was möchten Sie gerne noch erleben? Oder welchen Ort möchten Sie gerne noch mit dem Fahrrad bereisen?
Alter: Ach, es gibt schöne Ziele, die ich leider nicht bereisen kann. Tibet zum Beispiel, weil da die chinesische Regierung schon seit längerem keine Individualreisen mehr erlaubt.
Aber es gibt noch genug, was sich entdecken lässt. Mich faszinieren, je älter ich werde, immer mehr die Einsamkeit und die großartigen Naturlandschaften unserer Welt.
Das Interview führte Tim Helssen.
Information der Redaktion: "Wer Radelt, der findet". Das Buch von Pfarrer Gereon Alter aus Essen. Das Buch ist im Kösel Verlag erschienen und kostet 18 Euro.