Renovabis-Geschäftsführer, Burkhard Haneke spricht im Interview über Verständigungsprobleme zwischen Ost und West.
DOMRADIO.DE: Sie unterstützen Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. "Miteinander. Versöhnt. Leben. - Gemeinsam für ein solidarisches Europa" lautet das Motto in diesem Jahr und dabei wollten Sie den Blick sowohl nach Osten wie auch nach Westen richten. Was heißt das konkret für Ihre Arbeit?
Burkhard Haneke (Geschäftsführer von Renovabis): In diesem Jahr wird die Solidaritätsaktion Renovabis 25 Jahre alt. Wir haben seitdem in 29 Ländern in Mittelost- und Südosteuropa Projekte im sozialen, kirchlichen und im Bildungsbereich unterstützt. Die deutschen Bischöfe haben dieses jüngste Hilfswerk der katholischen Kirche gegründet, um einfach den Menschen, die bis 1989 in den Ländern hinter dem "Eisernen Vorhang" gelebt haben zu helfen, ihre Gesellschaft zu erneuern und auch in den Kirchen das Leben wieder in Gang zu bringen. Die Christen waren in dieser Zeit unterdrückt und verfolgt und konnten ihren Glauben nicht leben.
DOMRADIO.DE: Wo sehen Sie die größten Probleme noch zwischen Ost und West?
Haneke: Im Moment sehen wir gewisse Probleme darin, dass es eigentlich neue Verständigungsprobleme zwischen Ost und West zu geben scheint. Die halten wir nicht für unüberwindlich, wir merken aber, dass diese gemeinsame Idee Europa nicht mehr vorhanden ist. In den Ländern in Mittel- und Südosteuropa gab es ja eine Aufbruchsbewegung hin nach Europa, hin zur Freiheit. Das ist auch immer noch eine ungebrochene Bewegung. Wir merken aber, dass das, was man sich unter Europa vorstellt, zum Beispiel in Deutschland, Polen und Ungarn, ein bisschen differiert. Wir müssen versuchen an diesen leichten Verständigungsschwierigkeiten zu arbeiten und zu beseitigen. Wir müssen wieder hinfinden auf den Weg zu einem gemeinsamen Europa.
DOMRADIO.DE: Woran würden Sie diese leichten Verständigungsschwierigkeiten festmachen?
Haneke: Es ist schwierig, das genau zu analysieren. Es hat aber sicherlich auch etwas damit zu tun, dass fast 30 Jahre nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" manche Entwicklungen in Osteuropa nicht ganz so schnell gegangen sind, wie die Menschen sich das erhofft haben. Es ist sicher eine gewisse Enttäuschung da. Wir sagen dann immer: Leute, es ist noch nicht so lange her. Wir brauchen noch etwas Zeit, ihr braucht noch etwas Zeit und wir werden schon noch auf einen besseren Standard des Lebens in Kirche und Gesellschaft finden. Wir helfen euch dabei und da ist sicherlich noch viel zu tun, auch für eine katholische Organisation wie Renovabis.
DOMRADIO.DE: Auftakt der Renovabis-Pfingstaktion war in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Was ist in der Zeit vom 22. April bis heute passiert?
Haneke: Wir hoffen natürlich: sehr viel. Wir können das natürlich nicht über das ganze Bundesgebiet verfolgen, was es ist. Wir haben aber einzelne Rückmeldungen bekommen, dass in Pfarreien sehr aktiv Veranstaltungen gemacht wurden, wo das Renovabis-Thema "Miteinander versöhnt leben" dann eben auch durchbuchstabiert wurde. Da waren auch Partner aus osteuropäischen Ländern dabei. Wir haben auch Rückmeldungen bekommen, dass die Pfingstnovene von Renovabis - das ist ein Neun-Tage-Gebet, das wir gemeinsam mit den Christen in Osteuropa zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten beten - in Gemeinden und Ordensgemeinschaften gebetet wurde. Dieses Thema Versöhnung hat ja nicht nur etwas mit Handeln zu, sondern als Christen sagen wir, dass es auch etwas mit Beten zu tun hat.
Das Interview führte Carsten Döpp.