Kaum noch Aufregung um Monheimer Moschee-Grundstückspläne

Argumente anstelle von Krawall

Die Stadt überlässt islamischen Gemeinden zwei Grundstücke für Moscheebauten umsonst: Diese Pläne im rheinischen Monheim sorgten Ende Juni bundesweit für Diskussionen. Vor Ort bemühen sich nun alle Seiten um einen sachlichen Dialog.

Autor/in:
Michael Bosse
Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann (m.) / © Oliver Berg (dpa)
Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann (m.) / © Oliver Berg ( dpa )

Vor der Schulaula am Berliner Ring in Monheim am Rhein sind an diesem Donnerstagabend Absperrgitter aufgestellt. Breitschultrige Sicherheitsleute kontrollieren den Eingang, alle Menschen werden nach Waffen untersucht, die Polizei patrouilliert vor dem Veranstaltungsort. Hinein kommen nur Anwohner oder Medienvertreter - jeder muss sich ausweisen. Solche Kontrollen kennt man sonst eher von Redeauftritten der Bundeskanzlerin oder Besuchen ausländischer Staatsgäste, im beschaulichen Monheim sind sie dagegen ungewöhnlich.

An diesem Abend geht es in der 41.000-Einwohner-Stadt in der Nähe von Düsseldorf "nur" um die zweite Informationsveranstaltung zur geplanten Überlassung von zwei städtischen Grundstücken an islamische Gemeinden, die dort Moscheen errichten wollen. Doch zu einer ersten Bürgerversammlung zum Thema Ende Juni kamen rund 900 Teilnehmer - so viel Platz bot die Halle gar nicht. Zudem fanden sich damals auch Vertreter der rechtspopulistischen Splitterpartei "Pro NRW" ein. Die Kommune entschied sich daher diesmal für strenge Einlasskontrollen.

Von Argumenten getragene Diskussion

Nach wie vor treibt das Thema zwar viele Monheimer Bürger um. An diesem Abend ist die Resonanz aber sehr überschaubar: Knapp 300 Besucher versammeln sich vor der Bühne der Schulaula. Der 34-jährige Bürgermeister Daniel Zimmermann von der lokalen Partei Peto freut sich zunächst einmal, dass die ganzen Sicherheitsvorkehrungen "zu Unnütz" getroffen worden seien. Vor einer großen Leinwand informiert er über die beiden vom Stadtrat favorisierten Gelände für die geplanten Moscheen.

Sein Auftritt erinnert an die Präsentation eines neuen Top-Handys oder eine Verkaufsveranstaltung für IT-Hightech: Zimmermann geht gemessenen Schrittes über die Bühne, links und rechts von ihm steht jeweils ein langer Tisch, an dem Vertreter der islamischen Gemeinden und der Stadtverwaltung Platz genommen haben. Ruhig, sachlich und sprachgewandt führt der junge Lokalpolitiker in die Sache ein, nimmt sich immer wieder Zeit für die Argumente, unterstreicht jede Aussage gestenreich.

Sachliche und ruhige Stimmung

Vor allem bei den muslimischen Bürgern im Publikum kommt Zimmermann damit gut an. Bei dem einen oder anderen Bewohner gibt es allerdings skeptische Mienen. Grundsätzlich bleibt die Stimmung indes ruhig und sachlich. Zimmermann erläutert, wo die "Islamische Gemeinde Monheim und Umgebung" und die "Ditib - Türkisch Islamische Gemeinde zu Monheim" künftig ihren Sitz haben sollen: Die Stadt will das Areal eines früheren Betonsteinwerks und ein ehemaliges Freibadgelände zur Verfügung stellen.

Die beiden seit den 80er Jahren bestehenden islamischen Gemeinden in Monheim haben zusammen rund 700 Mitglieder. Besonders zu den Gebeten am Freitag wird es in ihren bisherigen Räumlichkeiten recht voll. Durch den Umzug auf die größeren Grundstücke solle die Integration erleichtert und den Muslimen in der Stadt gezeigt werden, dass sie «gleichberechtigte Bürger» seien, betont Zimmermann.

Die Ausführungen des gelernten Lehrers für Französisch und Physik stoßen auf ein geteiltes Echo. Ein Vertreter der katholischen Kirche begrüßt die Pläne, eine ältere Frau liest minutenlang aus einer vorab geschriebenen Erklärung und verhaspelt sich bei den Fremdwörtern. "Sie gehen über die Meinung der Bürger und der anderen Parteien hinweg", klagt sie. Zimmermann steigt von der Bühne und bemüht sich um eine Klärung der Sachlage.

Entscheidung wird am 26. Oktober gefällt

Die Kritik der Bürger fällt vergleichsweise moderat aus, die Bedenken sind durchaus verständlich. So werden etwa die Ditib-Vertreter gefragt, wie sie es mit dem deutschen Grundgesetz halten und ob sie die Armenien-Resolution des Bundestages unterstützen. Auch die Frage, ob es nicht reicht, wenn sich die beiden Gemeinden eine Moschee teilen, wird gestellt.

Ein Ditib-Vertreter verweist darauf, dass es auch bei den Christen Katholiken und Protestanten gebe. Zudem werde in den Gemeinden auf Türkisch beziehungsweise Arabisch gepredigt. Um die Bedenken in der Monheimer Bevölkerung zu zerstreuen, werden die Bürger von den Gemeindevertretern zu einem Besuch eingeladen. Mit Spannung schauen nun alle auf den 26. Oktober: An diesem Tag wird der Stadtrat vermutlich entscheiden, ob die beiden Baugrundstücke den muslimischen Gemeinden für ihre Vorhaben überlassen werden.


Bürgerinformationsabend der Stadt Monheim / © Oliver Berg (dpa)
Bürgerinformationsabend der Stadt Monheim / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
epd