Kaum Stromspar-Effekte durch weniger Glockenläuten

"Keine sinnvolle Idee"

Die Idee, angesichts hoher Strompreise Kirchenglocken verstummen zu lassen, bringt laut Experten kaum Einspareffekte. Das fünfminütige Läuten durchschnittlicher Pfarrkirchenglocken verursacht demnach Kosten im unteren Cent-Bereich.

Elektrisch betriebene Glocken / © Thomas Morell (epd)
Elektrisch betriebene Glocken / © Thomas Morell ( epd )

Mit dem elektrischen Läuten von Glocken sei ein deutlich geringerer Energieverbrauch verbunden, als viele Kirchengemeinden glaubten, teilte das Deutsche Glockenmuseum am Donnerstag im westfälischen Gescher mit.

Glockenstube von St. Laurentius in Erwitte / © Jan Hendrik Stens (privat)
Glockenstube von St. Laurentius in Erwitte / © Jan Hendrik Stens ( privat )

Laut Berechnungen des Glockenexperten Matthias Braun muss eine gewöhnliche Läutemaschine pro Tonne Glockengewicht eine Kilowattstunde Leistung aufbringen. Damit würde es nicht mehr als 2,67 Euro kosten, wenn man das schwerste Gesamtgeläut Deutschlands, die acht Südturmglocken des Kölner Domes, eine ganze Stunde lang läuten würde. Das fünfminütige Läuten durchschnittlicher Pfarrkirchenglocken verursacht demnach Kosten im unteren Cent-Bereich.

Höchster Stromverbrauch beim Anläuten

Ursprünglich war das elektrische Läuten eingeführt worden, da es günstiger war als die Entlohnung der Mannschaften für das händische Läuten, erklärten die Experten. Eine moderne elektrische Läutemaschine mit herkömmlichem Kettenantrieb nutze die Energie der schwingenden Glocke und füge nach jedem Anschlag lediglich einen kurzen Impuls hinzu, damit die Glocke ihre Schwunghöhe beibehält.

Demnach wird analog zum Start eines Flugzeugs oder beim Anfahren eines Autos der meiste Strom beim Anläuten verbraucht, um die Glocke auf die erforderliche Schwunghöhe zu bringen. Je länger also eine Glocke läutet, um so geringer ist der Stromverbrauch im Verhältnis zur Läutedauer, erläuterten die Sachverständigen.

Daher sei es für Kirchengemeinden keine sinnvolle Idee, im Zuge der Energiekrise nicht nur die Kirchenbeleuchtung auszuschalten und die Raumtemperatur abzusenken, sondern auch das Glockenläuten zu reduzieren. Schließlich bedeute das Läuten "niedrige Kosten für eine Botschaft, die viele Menschen erreicht", so das Deutsche Glockenmuseum.

Die Glocken des Kölner Doms

Die Glocken des Kölner Doms läuten zu den Messen in dem Weltkulturerbe und zu besonderen festlichen Anlässen. Die größte Glocke ist die Petersglocke, auch "dicker Pitter" oder "decker Pitter" genannt. Sie ist zugleich die zweitgrößte freischwingende Glocke der Welt mit einem Durchmesser von 3,22 Metern und einem Gewicht von 24 Tonnen. Sie ersetzt seit 1924 die im ersten Weltkrieg eingeschmolzene Kaiserglocke. Hinzu kommen Glocken mit so klangvollen Namen wie Pretiosa, Speciosa oder Mettglocke.

Kölner Domglocken werden gewartet / © Andreas Kühlken (KNA)
Kölner Domglocken werden gewartet / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
KNA