Mit dem elektrischen Läuten von Glocken sei ein deutlich geringerer Energieverbrauch verbunden, als viele Kirchengemeinden glaubten, teilte das Deutsche Glockenmuseum am Donnerstag im westfälischen Gescher mit.
Laut Berechnungen des Glockenexperten Matthias Braun muss eine gewöhnliche Läutemaschine pro Tonne Glockengewicht eine Kilowattstunde Leistung aufbringen. Damit würde es nicht mehr als 2,67 Euro kosten, wenn man das schwerste Gesamtgeläut Deutschlands, die acht Südturmglocken des Kölner Domes, eine ganze Stunde lang läuten würde. Das fünfminütige Läuten durchschnittlicher Pfarrkirchenglocken verursacht demnach Kosten im unteren Cent-Bereich.
Höchster Stromverbrauch beim Anläuten
Ursprünglich war das elektrische Läuten eingeführt worden, da es günstiger war als die Entlohnung der Mannschaften für das händische Läuten, erklärten die Experten. Eine moderne elektrische Läutemaschine mit herkömmlichem Kettenantrieb nutze die Energie der schwingenden Glocke und füge nach jedem Anschlag lediglich einen kurzen Impuls hinzu, damit die Glocke ihre Schwunghöhe beibehält.
Demnach wird analog zum Start eines Flugzeugs oder beim Anfahren eines Autos der meiste Strom beim Anläuten verbraucht, um die Glocke auf die erforderliche Schwunghöhe zu bringen. Je länger also eine Glocke läutet, um so geringer ist der Stromverbrauch im Verhältnis zur Läutedauer, erläuterten die Sachverständigen.
Daher sei es für Kirchengemeinden keine sinnvolle Idee, im Zuge der Energiekrise nicht nur die Kirchenbeleuchtung auszuschalten und die Raumtemperatur abzusenken, sondern auch das Glockenläuten zu reduzieren. Schließlich bedeute das Läuten "niedrige Kosten für eine Botschaft, die viele Menschen erreicht", so das Deutsche Glockenmuseum.