Kritische Aussagen des Korans über Juden seien Ausdruck bestimmter politischer Eskalationen, die unter bestimmten Gruppen stattfanden, und dürften auf keinen Fall als Pauschalaussagen verstanden werden, sagte der Professor für Islamische Religionspädagogik dem Evangelischen Pressedienst (epd).
"Koran in historischem Kontext interpretieren"
Dies setze allerdings die Bereitschaft voraus, den Koran in seinem historischen Kontext zu interpretieren, so Khorchide, der mit Rabbiner und Hochschullehrer Walter Homolka ein Buch geschrieben hat mit dem Titel "Umdenken! Wie Islam und Judentum unsere Gesellschaft besser machen" (Herder-Verlag Freiburg). Es erscheint am 7. April.
Das Judentum habe Mohammed als Grundlage für seine Verkündigung des Islams gedient. Heute sei das Verhältnis beider Religionen vom Nahostkonflikt überschattet und werde stark politisiert. Daher rückten die gemeinsamen theologischen Grundlagen völlig in den Hintergrund.
"Kein Bruch mit den Juden"
Doch der Koran bezeuge keineswegs einen Bruch Mohammeds mit den Juden - im Gegenteil. In Sure 5,69 werde den Juden sogar das ewige Heil versprochen. Denn das Problem sei kein theologisches, sondern ein politisches, und zwar mit einigen und keineswegs mit allen jüdischen Gruppierungen, die versucht hätten, Mohammed für sich zu vereinnahmen.
"Wogegen sich der Koran unmissverständlich stellt, ist ein exklusivistischer Anspruch auf das Heil." Der Koran strebe vielmehr nach Einheit des Monotheismus in der Vielfalt der Religionen. Dies sei eine Botschaft, die heute viele Muslime durch exklusivistische Heilsansprüche ignorieren, kritisierte der islamische Theologe.