Zugleich versuchten sie am Mittwochabend, den mehr als 140 Teilnehmenden der Diskussion aus den verschiedensten Ländern die Sorge zu nehmen, die deutschen Katholiken wollten Sonderwege einschlagen, sich von der Weltkirche abspalten oder im Alleingang die Glaubenslehre ändern.
Offene Diskussion mit allen Gläubigen
Nach der Erschütterung durch den Missbrauchsskandal "gehen wir den Weg der Umkehr und Erneuerung als geistlichen Weg zusammen mit der Weltkirche und wollen das mit Gläubigen aus aller Welt offen diskutieren", erklärte Thomas Sternberg, der demnächst ausscheidende Präsident des Synodalen Wegs und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
Kirche missionarisch und synodal
Augsburgs Bischof Bertram Meier ergänzte, die katholische Kirche sei immer missionarisch und auch synodal. Das passe gut in den von Papst Franziskus gestarteten weltweiten synodalen Prozess, denn es gehe darum, "unsere deutsche Initiative in das Netz der Weltkirche einzuknüpfen".
Weltweite Relevanz
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erläuterte am Beispiel des Zölibats, also der verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester, dass "wir hier Fragen besprechen, die weltweit von Relevanz sind". Studien zeigten zwar, dass der Zölibat nicht Ursache von Missbrauch sei, doch sie belegten auch, dass es sein könne, dass Menschen diese Lebensform suchten, die in Persönlichkeit und Sexualität unreif seien, was zu Problemen führen könne.
Strittige Themen
Im Schnitt, so Kohlgraf weiter, habe es die ersten Missbrauchstaten durch Priester erst rund 13 oder 14 Jahre nach der Weihe gegeben. Die Täter seien in der Regel also nicht von Anfang an übergriffig, sondern erlebten offenbar Einsamkeit oder andere massive Probleme in der priesterlichen Lebensform: "Es geht also nicht um die Frage 'Zölibat - ja oder nein?', sondern um Hilfe und Unterstützung, den Zölibat gut leben zu können." Mit Blick auf diese und andere strittige Themen fügte der Bischof hinzu: "Die katholische Kirche in Deutschland bleibt katholisch, aber wir stellen Fragen!"
Verständnis von Sexualmoral
Die Theologin Martina Kreidler-Kos, Leiterin des Seelsorgeamts im Bistum Osnabrück, berichtete aus dem Synodalforum über Sexualmoral. Ein Großteil der Katholikinnen und Katholiken werde in diesem Bereich gar nicht mehr von der katholischen Lehre erreicht. Hier müsse Kirche wieder klar machen, dass sie relevant sei für die Lebenswirklichkeit der Menschen. Zum Beispiel müsse sie spürbar machen, "was ein liebender Gott mit den unterschiedlichen Formen der Liebe zwischen den Menschen zu tun hat".