Warum Freitag der 13. Unglück bringen soll

(K)ein Tag für Pleiten, Pech und Pannen

Lieber gleich im Bett bleiben? Denn draußen lauert das Verderben. Viele Deutsche kokettieren damit, dass Freitag der 13. ein Unglückstag sei. Dabei ist er besser als sein Ruf.

Autor/in:
Christoph Arens
Freitag 13. ein Unglückstag? / © Pavelis (shutterstock)
Freitag 13. ein Unglückstag? / © Pavelis ( shutterstock )

Pleiten, Pech und Pannen: Für abergläubische Menschen ist dieser Freitag ein riskanter Tag. Es ist der zweite und letzte Freitag der 13. für 2020 - jedes Jahr kennt mindestens einen und höchstens drei dieser Tage.

Viele aber halten den Wirbel um den schwarzen Freitag für Schmarrn. 90,7 Prozent der Befragten ändern ihr Verhalten nicht, wenn der 13. auf einen Freitag fällt, wie eine Umfrage vor zwei Jahren ergab.
Feuerwehren und Hilfsorganisationen wie die Malteser nutzen allerdings die gesteigerte Aufmerksamkeit für Unglück, um für Brandschutz zu werben. Seit 2006 ist jeder Freitag der 13. auch ein "Rauchmeldertag".

Laut Statistik besser als ihr Ruf

Laut Statistik sind die schrecklichen Freitage besser als ihr Ruf: Die Zurich Versicherung verzeichnet im Schnitt sogar weniger Schadensmeldungen als an anderen Tagen. Auch der ADAC gibt Entwarnung: Eine Häufung von Verkehrsunfällen sei an Freitagen, die auf den 13. eines Monats fallen, nicht festzustellen. Allerdings ist der Freitag dem Autoclub zufolge "generell der unfallträchtigste Wochentag", weil zum normalen Straßenverkehr noch Wochenendpendler und Ausflügler hinzukommen.

Verliert der Freitag der 13. etwa seinen Schrecken? Das wäre eine gute Nachricht für Paraskavedekatriaphobiker (abgeleitet aus dem Griechischen: Paraskave = Freitag; Dekatria = 13; Phobie = Angst).
Eine Auffälligkeit gab es allerdings 2017. Am 13. Januar 2017 habe es drei Mal mehr Schadensmeldungen als an einem normalen Freitag gegeben, sagt Florentin Bub von der Gothaer. Der Grund: Sturmtief Egon zog über Deutschland. Wasser auf die Mühlen der Paraskavedekatriaphobiker ist zudem: Am Freitag, den 13. Januar 2012, kollidierte das Kreuzfahrtschiff «Costa Concordia» mit einem Felsen.

13 als Unglückszahl

Fest steht: Der Unglückstag wird hierzulande erst seit rund 70 Jahren zu einem solchen stilisiert, wie der Regensburger Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder herausfand. Verschiedene Mythen werden seitdem zusammengerührt: Schon die frühen Hochkulturen kannten eine ausgefeilte Zahlensymbolik, erläutert Hirschfelder. Da spielte die 12 eine zentrale Rolle: Jeder Tag ist in zwei Mal zwölf Stunden eingeteilt, jedes Jahr hat zwölf Monate. Die 13 dagegen überschreitet das geschlossene 12er-System und wurde so zur Unglückszahl.

Im Christentum machte Judas die 13 zur bösen Zahl: Beim Letzten Abendmahl waren 13 Personen anwesend - und er war der Verräter Jesu.
Lange wurde die 13 im deutschen Volksmund daher auch "das Dutzend des Teufels" genannt. Hotels verzichten deshalb auf die Zimmernummer 13, Fußballer auf die entsprechende Ziffer auf dem Trikot.

Import aus den USA?

Was die Wochentage angeht, galt der Freitag in der Antike als Tag der Liebesgöttin Aphrodite. Aber dann wurde Jesus freitags gekreuzigt: Der Tag wurde zum Fasten- und Trauertag. Bis zum 20. Jahrhundert verliefen die Stränge der Zahlen- und Wochentags-Symbolik parallel, ohne sich zu berühren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volkskundler fündig: In der deutschen Presse der 1950er Jahre finden sich Berichte über die Unheil bringende Wirkung von Freitag dem 13. - stets im Rückgriff auf die USA.

"So wie wir Muttertag und Halloween aus Amerika importiert haben, wurde auch Freitag der 13. im Zuge des Kulturtransfers aus den USA eingeführt", betont Hirschfelder. Dabei verbinde die Spaßgesellschaft von heute keine echte Angst mehr mit den abergläubischen Vorstellungen. Freitag der 13. sei vielmehr ein "nicht ernsthaftes Kokettieren mit dem Unglück".

Die amerikanischen Ursprünge stammen aus dem 19. Jahrhundert, als europäische und jüdische Symbole verschmolzen. Ein findiger Journalist hatte 1869 die Idee, Kursschwankungen des US-Goldmarktes mit diesem Datum in Verbindung zu bringen. "Wer in einer solchen Symbolik stöbert, der findet immer etwas", so Hirschfelder. Und zwar bis heute. Schließlich brauche auch die Postmoderne Markierungspunkte, mit denen sich das Leben einteilen lasse, meint der Forscher. Wo traditionelle Fixpunkte wie Kirchenjahr oder Erntebeginn wegfielen, suche sich der Mensch neue Kunst-Termine.


Quelle:
KNA