"Das Christentum hat alle 'feudalen' Beziehungen zu Gott verboten", sagte das Kirchenoberhaupt bei seiner Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Das christliche Glaubenserbe kenne "keine Ausdrücke wie Unterwerfung, Sklaverei oder Vasallentum, sondern vielmehr Worte wie Bund, Freundschaft, Gemeinschaft, Nähe". Christliches Gebet sei eine Beziehung zu Gott, "der keine Furcht einflößen will".
Zunächst aber sei Beten für alle Menschen wesentlich, so der Papst zu Beginn des zweiten Teils seiner Katechesereihe über das Gebet. Vielleicht beteten auch jene, die keiner Religion verbunden seien. Zudem betreffe Beten den ganzen Menschen. Wenn man sage, es komme aus dem Herzen, dem Wesenskern des Menschen, bedeute dies, dass "die Gefühle beten, der Verstand betet und der Körper betet", sagte der Papst.
"Wie ein geduldiger Vater"
Zudem dürfe der Beter Gott "um alles bitten, ihm alles erklären und erzählen". Es sei dabei egal, ob und wie schlecht oder unvollkommen sich ein Mensch Gott gegenüber fühle. Gott stelle den Menschen in dieser Hinsicht "quasi einen Blankoscheck" aus.
Gott, so Franziskus am Ende seiner Ansprache, sei "wie ein geduldiger Vater, eine Mutter, die an unser Herz klopft". Er bedränge nicht, aber warte. Der Papst lud die Gläubigen ein, sich "im Gebet in die Arme des barmherzigen Gottes zu begeben" und "im Staunen des Gebets zu wiederholen: 'Ist es möglich, dass du nur Liebe kennst?'" Dies sei "der glühende Kern jedes christlichen Gebets".