Gebetsanliegen des Papstes für den Februar

"Keine Gewalt gegenüber Frauen"

Mit seinem Gebetsanliegen für Februar lenkt Papst Franziskus die Aufmerksamkeit auf eine sehr schmerzliche Dunkelheit: das Leiden von Frauen unter Gewalt. Zudem fordert er eine gerechtere Bezahlung.

Protest gegen Gewalt an Frauen und Mädchen auf den Philippinen / © Bullit Marquez (dpa)
Protest gegen Gewalt an Frauen und Mädchen auf den Philippinen / © Bullit Marquez ( dpa )

«Die im Dunkeln sieht man nicht", hat Bertolt Brecht in der Dreigroschenoper gedichtet.  Diese Gewalt hat viele Formen: Benachteiligung in der Arbeitswelt, Misshandlung in den Familien, sexuelle Ausbeutung. Zurecht fordert der Papst, dass diese Leiden wahrgenommen und beachtet werden müssen.

Das setzt Zuhören voraus. Persönliche Leidensgeschichten können dafür sensibilisieren. An eine solche Leidensgeschichte von vier Frauen erinnerte Papst Franziskus in seiner Generalaudienz am 2. Dezember 2020.

Erinnerung an den Mord an Frauen in El Salvador

Vor 40 Jahren wurden in dem zentralamerikanischen Land El Salvador die Ordensfrauen Ita Fort, Maura Clarke und Dorothy Kazel und die Laienmissionarin Jean Dovovan ermordet. Sie stammten aus den USA und arbeiteten in armen Landgemeinden. Im Geist des heiligen Oscar Romero, der neun Monate zuvor während der Feier der heiligen Messe am Altar ermordet worden war, machten sie ernst mit der Option für die Armen und forderten mehr Gerechtigkeit. Das galt bei den reichen Großgrundbesitzern als Marxismus und Kommunismus.

Die Brutalität der Paramilitärs

Im Kampf gegen Kommunisten war jedes Mittel erlaubt. Paramilitärs stoppten den Wagen der vier Frauen, vergewaltigten sie und brachten sie um. Heute werden sie in El Salvador als Märtyrerinnen verehrt. Für Papst Franziskus sind sie beispielhafte Glaubenszeuginnen.

Krisen verstärken Ungleichheit

Wie alle Krisen verstärkt auch die Covid-19-Pandemie die geschlechtsbedingten Ungleichheiten. Frauen tragen die Hauptlast der Konsequenzen der Pandemie in den Haushalten. Viele sind im Pflege- und Gesundheitswesen tätig und damit einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Zudem sind Krisenzeiten für Frauen besonders gefährlich, da sie schlechter vor häuslicher und sexualisierter Gewalt geschützt sind. Der Bevölkerungsfonds der UN rechnet mit 31 Millionen zusätzlichen Fällen von häuslicher Gewalt bei einem Lockdown von sechs Monaten.

"Wage zu träumen"

Mit der Gleichberechtigung von Frauen befasst sich Papst Franziskus in seinem neuen Buch "Wage zu träumen!". Häufig kommen die Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit eher von Frauen als von Männern. So sind die Länder, in denen Frauen an der Spitze der Regierungen stehen, besser durch die Corona-Krise gekommen.

Der Papst würdigt "das frische Denken" von Wirtschaftswissenschaftlerinnen, die die Mängel der vorherrschenden Systeme erkannt hätten. Er nennt die Namen der in England lehrenden Ökonominnen Mariana Mazzucato und Kate Raworth.

Mehr Leitung, mehr Geld

Auch in kirchlichen Einrichtungen seien einige der "nützlichsten Ratschläge" von Frauen gekommen, die dort mittlerweile höhere Ämter bekleideten. Dass qualifizierte Frauen gleichberechtigten Zugang zu Leitungsverantwortung bekommen und genauso bezahlt werden müssen wie die Männer, ist für den Papst selbstverständlich.

Dann müssen auch entsprechende Konsequenzen in der Kirche selbst gezogen werden. Die Theologin Dorothee Sölle hat vor 40 Jahren gedichtet: "Wir wollen nicht lernen/Was die Männer können/Herrschen und kommandieren/Bedient werden, erobern/Jagen, erbeuten und unterwerfen".

Die Kirche kann nicht von Gewalt gegen Frauen sprechen, ohne sich mit ihrer eigenen Schuldgeschichte zu konfrontieren. Geistliche haben sich nicht nur sexueller Gewalt gegenüber Kindern, sondern auch gegenüber Frauen schuldig gemacht. Das dokumentiert ein kürzlich erschienenes Buch.


Quelle:
KNA