Das sagte die frühere deutsche Vatikan-Botschafterin und Bundesbildungsministerin (CDU) in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit "Ring for Peace". Unter dieser Marke organisiert die Lindauer "Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft" interreligiöse Projekte in der bayerischen Bodensee-Stadt.
Schavan ergänzte, Frieden und Frauen seien eng verknüpft. "Wer Frieden fördern will, muss den Einsatz von Frauen auf allen Ebenen stärken." Es sei wohl vor allem der lange Atem, die große Geduld und die Fähigkeit, Prozesse einzuleiten, die weibliche Führungskompetenz auszeichne. Frauen erschöpften sich nicht in großen Gesten und Events. Sie wüssten, dass Führung anspruchsvoll und langfristig angelegt sein sollte. "Interessant ist für mich, dass Papst Franziskus schon mehrfach darauf hingewiesen hat, es sei wichtig, Prozesse in Gang zu setzen, nicht Räume zu besetzen. Genau das können Frauen besonders gut", so Schavan.
Zum Kampf gegen Missbrauch forderte sie: "Der erste Schritt ist und bleibt der Abbau von Klerikalismus, weil die damit verbundene Überhöhung ein Einfallstor für den Missbrauch in all seinen Formen ist." Die Erwartung von Rechenschaft und Transparenz in der Institution Kirche müsse erfüllt und eine Verwaltungsgerichtsbarkeit eingeführt werden.
"Religions for Peace"
In Lindau hatte im August 2019 die Weltversammlung der nach eigenen Angaben global größten interreligiösen Nichtregierungsorganisation "Religions for Peace" (RfP) stattgefunden, mit der "Ring for Peace" kooperiert. Die Konferenz war die zehnte ihrer Art und die erste in Deutschland. Unter den rund 900 Teilnehmern befanden sich Vertreter von gut einem Dutzend Religionen.
Vom 10. bis 13. November plant RfP in Lindau die erste internationale Versammlung speziell zum Thema Frauen, Glaube und Diplomatie mit rund 1.000 Teilnehmern; die Konferenz soll coronabedingt großteils virtuell stattfinden.