Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wirbt erneut für mehr Gestaltungsmöglichkeiten für Frauen in der katholischen Kirche. "Sonst ist die Kirche bald am Ende,", sagte Bätzing dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag).
Man müsse das Thema Gleichberechtigung allerdings von der umstrittenen Frage nach der Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern trennen. "Außer Forderungen an die Kirchenleitung in Rom, die ich durchaus bereit bin vorzutragen, ist dann nämlich nichts zu machen."
Er selbst könne als Teil einer Gesellschaft, in der die Gleichberechtigung der Geschlechter ein fundamentales Recht darstellt, bei der Forderung nach den Weiheämtern der Frauen nicht sehen, "inwiefern darin ein Fehler liegen könnte, der das Leben der Kirche auf eine schiefe Bahn bringt". Er sei aber auch Bischof und katholischer Amtsträger. "Als solcher werde ich vortragen, dass sich das Lehramt der Kirche sich erklärtermaßen nicht für befugt hält, Frauen zu weihen", so Bätzing.
Kein böser Wille und keine theologischen Argumente
Der Limburger Bischof fügte hinzu, "dass diese Erklärung und ihre Argumente von weiten Teilen des Gottesvolks nicht mehr aufgenommen werden - nicht aus bösem Willen, sondern weil gute theologische Argumente dagegen stehen." Bätzing plädierte als Ergebnis des derzeit laufenden Reformprozesses Synodaler Weg für eine "Eingabe an Rom, dass die bislang offene Frage der Diakoninnenweihe von Rom weiter verfolgt und positiv beantwortet wird".
Die Gleichstellung von Frauen in allen Belangen sei "ein weites Feld, auf dem wir auch in der Kirche vieles bewegen können", betonte der Bischof. Für ihn selbst sei "die Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche die entscheidende Zukunftsfrage".
Im Ausstieg des Kölner Weihbischofs Dominikus Schwaderlapp aus dem Synodalforum zur Erneuerung der katholischen Sexualmoral sieht Bätzing nach eigenen Worten kein Indiz für ein Scheitern. Er bedauere die Entscheidung, wie er ausführte. Und weiter: "Der Synodale Weg geht weiter, kraftvoll und mit Elan."
Kirchliche Mitarbeiter meist vor Entlassungen geschützt
Kirchliche Mitarbeiter sind nach Worten Bätzings weitgehend vor Entlassungen geschützt. "Sichere Arbeitsplätze sind für die Kirche als Arbeitgeberin ein hoher ethischer Anspruch", sagte er im Interview weiter. Er äußerte sich zu den erwarteten hohen Austrittszahlen sowie Einbrüchen bei den Kirchensteuern im Zusammenhang mit der Corona-Krise.
Neben bereits verhängten Einstellungsstopps verwies Bätzing auf Möglichkeiten, Mitarbeiter aus Bereichen, die aufgegeben oder neustrukturiert würden, andernorts zu beschäftigen. Wegen des hohen Zuspruchs zu kirchlichen Kitas, Schulen und Sozialeinrichtungen könne er sich einen Rückzug aus diesen Bereichen nicht vorstellen, betonte der Limburger Bischof.
Der erwartete Einbruch bei den Kirchensteuern zwinge "schon jetzt zu Haushaltsdisziplin und auf längere Sicht zur Neubewertung geplanter Vorhaben. Diese stehen jetzt allesamt unter Finanzierungsvorbehalt", erklärte Bätzing. Einige Bistümer seien von Überschuldung bedroht und könnten aus dieser Gefahr "nur durch Haushaltsdisziplin und durch solidarische Maßnahmen zwischen den Bistümern" gerettet werden.