"Beim Synodalen Weg wird für mich allzu viel politisiert - wie im Deutschen Bundestag", sagte Algermissen der Wochenzeitung "Die Tagespost". Er monierte, dass am Ende eine Mehrheitsentscheidung durch Abstimmung geplant sei, die dann die Wahrheit sein solle. In der Kirche sei dies aber nicht möglich, so der Bischof.
Es gebe keine Wahrheit per Mehrheitsbeschluss, fügte Algermissen hinzu. Dies sei auch in seinen Gesprächen, die er jüngst in Rom geführt habe, deutlich geworden. Der Bischof war Anfang Oktober unter anderen mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Seinen Worten zufolge soll dieser seine Sorge über die Situation der katholischen Kirche in Deutschland zum Ausdruck gebracht haben.
Primat der Evangelisierung müsse in den Vordergrund
Dabei habe Franziskus beklagt, auf seinen Brief vom Juni dieses Jahres "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" kaum eine Reaktion erhalten zu haben. In diesem Brief hatte Franziskus davor gewarnt, sich in der kirchlichen Reformdebatte in Deutschland auf strukturelle und kirchenpolitische Themen zu konzentrieren. Stattdessen warb er darum, den Verlust des Glaubens und die erneute Verkündigung des Evangeliums ins Zentrum der Debatte zu stellen.
Algermissen sprach sich dafür aus, in allen deutschen Bistümern einen roten Faden zu finden, "der uns verbindet und auf dem Weg mit der Weltkirche einbindet". Ohne sich auf den Primat der Evangelisierung zu einigen, bliebe der Synodale Weg ein Kurieren an Symptomen ohne probate Therapie. Es gelte, an die wirkliche Quelle zu gehen. Das sei das Entscheidende in einem Land, das zunehmend unter dem Verlust des Glaubens und der Gottesbeziehung leide. Algermissen war von 2001 bis 2018 Bischof von Fulda.