Wie geht es den infizierten Schweizergardisten?

"Keiner auf der Intensivstation"

In der wichtigsten Schutztruppe des Papstes breitet sich das Coronavirus weiter aus. Elf Gardisten wurden beim neuesten Test positiv getestet, zuvor waren es nur vier. Was bedeutet das für die Garde - und auch für den Papst?

Schweizergardist mit Maske / © Christian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardist mit Maske / © Christian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Beim letzten Corona-Test wurden elf der 113 Schweizergardisten positiv getestet. Wie geht es den Infizierten im Moment?

Mario Galgano (Redakteur Vatican News und Schweizergarde-Experte): Sie sind jetzt in Quarantäne und werden von den vatikanischen Ärzten und Krankenpflegern betreut. Sie haben also keinen Kontakt zur Außenwelt, sind in der Kaserne in ihren Wohnungen und können über Internet und Telefon mit der Außenwelt kommunizieren. Aber sonst sind sie abgeschirmt. Soviel ich weiß, geht es ihnen relativ gut. Sie haben die typischen Corona-Symptome. Niemand von ihnen ist auf Intensivstation.

DOMRADIO.DE: Was heißt das denn jetzt für den Rest der Truppe, wenn jeder zehnte ausfällt?

Galgano: Die Gardisten, die nicht infiziert sind, sind jetzt normal im Dienst. Weil natürlich elf von 113 Männer fehlen, sind der Dienstplan und die gesamte Planung ein bisschen komplizierter geworden. Man muss da natürlich ein bisschen genauer hinschauen, auch damit keine weiteren Gardisten infiziert werden. Das ist jetzt das Schwierige. Die Gardisten müssen, so wie das im ganzen Vatikan und in ganz Italien gilt, jeweils mit Mundschutz-Maske auftreten. Das heißt im Dienst, aber auch außerhalb des Dienstes. Hände waschen ist obligatorisch, genauso wie Desinfektionsmittel benutzen und die soziale Distanz, sich also untereinander und natürlich auch den Gästen nicht zu nahetreten.

DOMRADIO.DE: Die Gardisten sind ja für den Schutz des Papstes und des Vatikans zuständig. Ist die Sicherheit noch gewährt?

Galgano: Die Sicherheit im Vatikan wird ja nicht nur von der päpstlichen Schweizergarde wahrgenommen, da gibts auch noch die Gendarmerie und zum Teil auch noch die italienische Polizei für den Petersplatz. Das wird dann alles abgestimmt. Das heißt, wenn jetzt zehn Prozent der Garde fehlt, versucht man das zusammen vor allem mit der Gendarmerie auszugleichen.

Was garantiert werden muss, ist die persönliche Sicherheit des Papstes, für die die Schweizergarde zuständig ist. Die ist auf jeden Fall garantiert, auch wenn zehn Prozent der Mannschaft fehlt.

DOMRADIO.DE: Bedeutet das nicht auch eine Gefahr für den Papst? Wenn in seiner Schutztruppe das Virus ausbricht?

Galgano: Die Gardisten, die im Santa Marta (Gästehaus des Vatikans und Wohnsitz von Papst Franziskus, Anm. d. Red.) im Einsatz stehen, die sind natürlich ganz nahe beim Papst. Da stehen einige ja vor der Zimmertür des Papstes.  Und es gibt immer Gardisten, die den Papst ja auch bei den Audienzen begleiten, also unmittelbar neben dem Papst sind. Aber man versucht schon, eine gewisse Distanz von mindestens eineinhalb Metern wahrzunehmen. Es gibt kein Händeschütteln, damit auch die Gesundheit und die Sicherheit des Papstes gewahrt bleibt. Der Ausbruch dieses Virus ist für einen über 80-jährigen Mann natürlich immer gefährlich.

Das Gespräch führte Michelle Olion.

 

Mario Galgano mit Schweizergardist (privat)
Mario Galgano mit Schweizergardist / ( privat )
Quelle:
DR