DOMRADIO.DE: Wie kam es denn dazu, Kekse für die Taizé-Fans zu backen?
Frère Thimotée (Mitglied der Ordensgemeinschaft von Taizé): Wir haben früher, als die Lockdown-Maßnahmen begonnen haben, überlegt, was wir dieses Jahr gestalten können und natürlich auch, wie wir unser Sortiment erweitern können, um auch in der Zeit, wo weniger Gäste herkommen, unseren Lebensunterhalt verdienen zu können. Weil auf jeden Fall weniger Leute vorbeigekommen sind. Und dann war eine Idee, die Großküche, die wir sonst für die Jugendtreffen nutzen, in eine Backstube umzuwandeln. Eine kleine Gruppe von Brüdern hat im Frühjahr Rezepte ausprobiert. Nach dem Sommer, als die Küche wieder verfügbar war, haben wir mit der Produktion angefangen und konnten so die letzten Wochen sowohl auf den Wochenmärkten hier in der Umgebung als auch per Versand diese Kekse verkaufen. Es gibt zwei Sorten: Honigkekse und eine salzige Variante mit Sonnenblumenkernen. Wir sind auf großes Echo und Interesse gestoßen.
DOMRADIO.DE: Jetzt stehen Sie da, in dieser Großküche, und backen Kekse, immer mal wieder. Stellen wir uns das so richtig vor?
Frère Thimotée: Jeden Tag vormittags und nachmittags mal fünf, mal drei, mal sieben Brüder sind da beim Backen. Ich glaube, das ist das, was man auch aus den Backöfen rausholen kann. Sie sind fleißig mit dem Backen, weil die Nachfrage, gerade auch über den Versand, sehr viel größer war, als wir da mit dem Backen hinterherkommen können. Im Moment kommen wir gerade gar nicht hinterher, was ja auch schön ist und uns hilft.
DOMRADIO.DE: Außerdem kann man eine Taizé-Box bestellen, was ist da drin?
Frère Thimotée: In dieser Zeit, in der weniger Leute persönlich hier im Laden vorbeikommen, war die Frage: Was kann man sinnvoll verschicken und was hilft aber vielleicht auch Leuten daheim ihre Glaubenssuche zu gestalten, in Zeiten, in denen weniger Leute herfahren konnten und auch daheim in den Kirchen ja Manches nicht möglich war oder was man auch als Geschenk an andere verschicken kann. Jetzt in der ersten Box war, glaube ich, so eine Mischung aus einem Kerzenständer, einer Kerze und Postkarten. Dann ist auch bei jeder Box ein kleines Faltblatt mit einer Bibeleinführung eines Bruders und ein paar Impulsfragen zum eigenen Nachdenken dabei, dass es so eine Mischung ist. Es hilft uns, Dinge verkaufen zu können, wenn niemand hier ist und gleichzeitig, dass es daheim auch Gedankenimpulse gibt, für die eigene Suche.
DOMRADIO.DE: Auch Taizé hat es in diesem Corona-Jahr nicht leicht gehabt. Zu Ostern, wenn normalerweise tausende Jugendliche zu Besuch sind, war es fast leer bei Ihnen. Das nächste große Event wäre das europäische Treffen zum Jahreswechsel. Wie wird das in diesem Jahr dann gemacht?
Frère Thimotée: Auch wir haben uns daran gewöhnt, Dinge mehr online anzubieten und die Möglichkeiten, die das Internet bietet, auch noch mehr als üblich zu nutzen. Wir werden von hier aus das Treffen zum Jahreswechsel gestalten und haben eingeladen, sich aus allen Ländern daran online zu beteiligen. Dann gibt es manche, die sich vor Ort als Gruppe zusammentun und vorbereiten, um vor Ort zu beten und gemeinsam dem Programm zu folgen. Und es gibt andere, die sich einzeln angemeldet haben, um dann auch online an internationalen Gesprächsgruppen über Zoom oder andere Plattformen teilzunehmen. Es gibt das übliche Programm mit Gebetszeiten, Bibeleinführungen und Ateliers, Workshops mit mehr gesellschaftlichen Themen. Man kann sich da anmelden. Man kann aber vieles auch über YouTube ohne Anmeldung einfach so verfolgen. Und wir hoffen, dass das auch ein Impuls ist, der dann zum Jahreswechsel nochmal in verschiedene Länder ausgehen kann.
DOMRADIO.DE: Wie empfinden Sie gerade diese ganz besondere Adventszeit 2020 in Taizé?
Frère Thimotée: Der Advent ist ja auch sonst im Vergleich zum Rest des Jahres hier sehr ruhig. Aber was für uns vielleicht der größte Unterschied ist, ist, dass wir alle hier sind. Sonst ist immer ein Drittel von uns dann irgendwie im Laufe des Advents auch schon in der Stadt, wo wir sonst vor Ort dann Treffen vorbereiten. Das ist natürlich schon etwas, was so ein bisschen fehlt. Das Spannende an den europäischen Treffen ist ja, unser Leben, unseren Tagesrhythmus in so einen Stadtkontext zu verorten; und selbst dann dort zu sein, verändert auch für uns die Erfahrung. Wir sind froh, dass wir über das Internet etwas von hier teilen können. Aber wir freuen uns natürlich auch, wenn in anderen Jahren das wieder in diesen Stadtkontexten hoffentlich möglich sein wird.
Das Interview führte Carsten Döpp.