DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich von der Übergabe der Unterschriften an Bischof Bode nach dem Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung in Lingen?
Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Begleiterin des kfd-Bundesvorstands): Wir erhoffen uns wirklich eine Erneuerung unserer Kirche und eine Veränderung der Machtstrukturen. Das, was auch im Grunde die letzte unserer Forderungen auf der Postkarte war, die von 30.000 Menschen unterschrieben worden ist. Wir fordern unsere Bischöfe auf, sich für eine strukturelle Erneuerung der Kirche einzusetzen.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie die Kernforderung genannt. Sie haben aber insgesamt vier Forderungen aufgestellt. Welche Forderungen steht bei Ihnen persönlich ganz oben auf der Liste, was finden Sie am wichtigsten?
Göken-Huismann: Neben dieser strukturellen Erneuerung unserer Kirche finde ich die erste Forderung am wichtigsten, den Missbrauchsskandal glaubwürdig und umfassend aufzuklären. Das bedeutet, nichts mehr zu vertuschen, sondern alles wirklich und richtig aufzuklären. Das finde ich ganz wichtig.
DOMRADIO.DE: Wie ist Ihr Eindruck jetzt nach dem viertägigen Anti-Missbrauchsgipfel in Rom?
Göken-Huismann: Ich erlebe die Situation als sehr unterschiedlich. Ich erlebe Bischöfe und deutsche Bistümer, die sehr weit nach vorne gehen und sehr viel dafür tun. Bei denjenigen sehe ich auch wirklich, sie meinen es ernst, und es wird wirklich alles dafür getan. Aber es gibt auch auch Bistümer, wo nach wie vor Vertuschungen vorkommen. Also ich erlebe die Situation sehr unterschiedlich.
DOMRADIO.DE: Jetzt werden zur Übergabe der Unterschriften rund 100 Frauen aus dem Bistum Osnabrück erwartet. Es wird ebenso ein Schweigemarsch zur Kirche geben. Was ist sonst noch geplant?
Göken-Huismann: Der Bundesvorstand der kfd wird an der Eucharistiefeier zur Vollversammlung teilnehmen und Bischof Bode nach dem Gottesdienst die Postkarten überreichen. Das sind natürlich eine ganze Menge. Wir wollen mit ihm gerne kurz sprechen. Ansonsten ist eigentlich nichts geplant. Das ist das, was wir im Moment vorsehen.
DOMRADIO.DE: In Ihren Forderungen steht aber nicht, dass Frauen mehr Einfluss, sogar Ämter, in der Kirche brauchen, oder?
Göken-Huismann: Wir möchten, dass die Kirche erneuert wird. In einer Forderung steht schon auch drin, dass wir andere Machtstrukturen in unserer Kirche brauchen. Der letzte Satz dieser Forderung heißt "klerikal autoritäre Machtstrukturen haben in unserer Kirche keinen Platz". Wir wünschen uns Veränderungen und andere Formen des Miteinanders. Ende April begehen wir wieder den Tag der Diakone. Wir diskutieren intern natürlich auch über eine Zulassung von Frauen zum Diakonat.
DOMRADIO.DE: Inwiefern könnte denn die kfd, also Sie selber, zur Erneuerung der Kirche beitragen?
Ulrike Göken-Huismann: Ich finde, dass die kfd an allen Orten schon zur Erneuerung der Kirche beiträgt – in unterschiedlichster Weise. Zum einen haben wir selbst in unseren Reihen partnerschaftliches Miteinander von Priestern und Laien. Ich teile mir zum Beispiel mein Amt auf Bundesebene mit einem Priester. Wir leben also vor, wie das gehen kann, partnerschaftlich miteinander in der Kirche umzugehen. Das wird auch auf den diözesanen Ebenen und vor Ort zum Teil gemacht.
Ich glaube, dass wir auch, indem wie wir Gottesdienste feiern, sehr innovativ sind. Ebenso innovativ sind wir, in dem, wie wir miteinander umgehen. Ich glaube, dass die deutsche Bischofskonferenz von der kfd schon das eine oder andere lernen könnte.
Das Interview führte Martin Mölder.