Venezuela habe "genügend materielle Ressourcen und fähige Bürger", um das Volk zu ernähren, sagte Padron bei einer Begegnung mit dem katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in Caracas. Schuld an der Misere seien öffentliche Verschwendung und eine "tiefsitzende Korruption".
Venezuelas verstorbener Präsident Hugo Chavez, der das Land von 1998 bis 2013 regierte, habe das Versprechen einer stärkeren Beteiligung der Armen an den Ressourcen nur als Vorwand benutzt, "um die eigene Macht maßlos zu konzentrieren", so Padron. "Der Chavismus hat ein Volk der Abhängigen, der Bettler geschaffen", sagte der Erzbischof von Cumana. "Menschen die Verantwortung für ihr tägliches Leben abzunehmen, heißt, ihr Gewissen zu korrumpieren."
Nicht mehr mit "Krümeln" begnügen
Den Ausgang der Parlamentswahl am 6. Dezember bewertete Padron als ein Signal, dass sich das Volk nicht länger mit den "Krümeln" begnüge, "die vom Tisch von Papa Staat abfallen". Den Menschen seien Werte wie Ehrlichkeit, Arbeit, Familie und Leistung wichtiger. "Diese Entscheidung des Volkes ist eine Quelle der Erneuerung", so der Erzbischof. Die Kirche wolle diesen Prozess mit Bildungsprogrammen unterstützen, damit das Volk "selbst wieder Protagonist seiner Entwicklung werden" könne.
Die Kirche könne zudem mit ihrer Infrastruktur und eigenen Gesundheitszentren sicherstellen, dass Hilfe aus dem Ausland bei den Menschen ankomme, sagte Padron. Auf diplomatischer Ebene könnten Papst Franziskus und der Vatikan helfen, zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln und auf eine Amnestie für politische Gefangene hinzuarbeiten.