"Schutzbedürftige, die sich um ihre zurückgebliebenen Angehörigen sorgen, haben häufig nur wenige Ressourcen um sich auf Spracherwerb oder Jobsuche zu konzentrieren", so der Vertreter der Katholischen Bischöfe in Berlin, Prälat Karl Jüsten im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. Deshalb sei es wichtig, dass Familienzusammenführungen reibungslos durchgeführt werden.
Zudem sei es gleich, "ob es sich um Flüchtlinge oder subsidiär Geschützte handelt oder ob die Familienzusammenführung noch während des laufenden Asylverfahrens im Rahmen der Dublin-Verordnung durchgeführt werden soll", sagte Jüsten. Er mahnte zu einer "einer fairen Verteilung" der Schutzsuchenden in Europa. Daran sollte sich Deutschland auch stärker beteiligen als beim bestehenden Dublin-System. "Ein System, in dem die Staaten an der Außengrenze mit der Aufnahme der Schutzsuchenden weitgehend alleingelassen werden, ist ungerecht", sagte Jüsten, der das Katholische Büro in Berlin leitet, die kirchliche Kontaktstelle zur Bundespolitik.
"Keine Obergrenze"
Der Kirchenvertreter sprach sich für die Aufnahme über Kontingente oder die dauerhafte Neuansiedlung durch Resettlement-Programme aus. Dann könnten auch die wirklich Hilfsbedürftigen Schutz finden. "Das Asylrecht kennt keine Obergrenze", betonte er. "Gleichwohl sollten wir stärker darauf hinwirken, dass die Menschen erst gar nicht fliehen müssen. Das gilt besonders für Afrika, wo viele Menschen keine Perspektiven haben". Schließlich müsse Deutschland "legale Zugangswege für Fachkräfte schaffen - allerdings nicht auf Kosten der Zukunft der Herkunftsländer".