Kirche in Gaza schwer beschädigt

Vorwürfe gegen Israel

In Gaza ist die orthodoxe Porphyrius-Kirche bei einer Explosion schwer beschädigt worden. Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem machte die israelische Luftwaffe dafür verantwortlich. Mindestens 18 Menschen starben.

Autor/in:
Christoph Schmidt
Menschen inspizieren ein zerstörtes Gebäude nach einem Luftangriff.  / © Mohammad Abu Elsebah (dpa)
Menschen inspizieren ein zerstörtes Gebäude nach einem Luftangriff. / © Mohammad Abu Elsebah ( dpa )

Am Freitag gab das Patriarchat die Zahl der bisher geborgenen Todesopfer mit 18 an, darunter neun Kinder. Rund 100 Opfer würden noch unter den Trümmern vermutet. Die deutsche Hilfsorganisation Caritas international teilte in Freiburg mit, auch eine lokale Mitarbeiterinder Caritas Jerusalem sei unter den Toten.

Nicht das Ziel des Angriffs

Die palästinensische Gesundheitsministerin Mai al-Kaila sprach von 17 Toten. Das palästinensische oberste Präsidialkomitee für Kirchenangelegenheiten bezeichnete die Zerstörung der Kirche als israelisches Kriegsverbrechen.

Ein Sprecher der israelischen Armee räumte laut Medienberichten am Freitag ein, dass der Kirchenkomplex beim Angriff auf eine Kommandozentrale der Terrororganisation Hamas in unmittelbarer Nähe mit getroffen worden sei. Die Kirche sei jedoch nicht das Ziel gewesen. Eine Untersuchung des Vorfalls sei im Gange.

Zufluchtsort vor Luftangriffen 

Laut dem palästinensischen Komitee für Kirchenangelegenheiten hatten rund 500 Christen und Muslime in der Kirche und dem angrenzenden Kloster Zuflucht vor Luftangriffen gesucht, das Patriarchat sprach von etwa 400 Menschen. Der orthodoxe St.-Georgs-Orden postete auf seiner Webseite ein Foto von einem völlig zerstörten Gebäude und gab die Zahl der möglichen Todesopfer unter den Trümmern mit bis zu 200 an.

Der ursprüngliche Bau der Porphyrius-Kirche stammt aus dem 5. Jahrhundert, das heutige Gebäude aus dem 12. Jahrhundert. Sie liegt in einem historischen Viertel der Stadt und ist nach dem ehemaligen Bischof von Gaza, dem heiligen Porphyrius, benannt, der dort 420 n. Chr. gestorben sein soll. Das orthodoxe Patriarchat protestierte scharf gegen die Bombardierung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden im Gazastreifen. Diese könne nicht hingenommen werden.

Jerusalemer Kirchenführer befürchten Eskalation der humanitären Krise in Gaza

Die Jerusalemer Kirchenführer haben sich angesichts der verheerenden Gewalt im Heiligen Land zu einer Dringlichkeitssitzung getroffen. "Der Befehl, den Norden des Gazastreifens zu evakuieren und 1,1 Millionen Menschen, darunter alle Mitglieder unserer christlichen Gemeinden, aufzufordern, binnen 24 Stunden in den Süden umzuziehen, wird die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage nur noch verschlimmern", erklärten die Kirchenführer am Freitagabend im Anschluss. Eine solche Evakuierung sei nach Angaben vieler Zivilisten im Gazastreifen nicht realistisch.

Luftangriffe auf Gaza-Stadt / © Fatima Shbair/AP (dpa)
Luftangriffe auf Gaza-Stadt / © Fatima Shbair/AP ( dpa )
Quelle:
KNA