Das erklärte Präsident Thomas Heine-Geldern am Montag in München. Die Ausrufung des "Islamischen Emirats Afghanistan" durch die Taliban könne sogar eine "Sogwirkung für die ganze Weltregion" zur Folge haben.
Während der vorangegangenen Herrschaft von 1996 bis 2001 hätten die Taliban eine strenge Version des islamischen Rechtssystems Scharia eingeführt, so Heine-Geldern weiter:
"Wir können auch jetzt damit rechnen, dass die Scharia wieder eingeführt, der sunnitische Islam zur offiziellen Religion erklärt wird und die in vergangenen 20 Jahren hart erkämpften Freiheiten und Menschenrechte, einschließlich eines gewissen Maßes an Religionsfreiheit, wieder zurückgenommen werden."
Appell für Religionsfreiheit weltweit
"Kirche in Not" hatte bereits in seiner im April 2021 veröffentlichten Dokumentation «Religionsfreiheit weltweit» vor einer Verschlechterung der Situation in Afghanistan gewarnt. Das Land habe immer zu den Ländern gezählt, die das Menschenrecht auf Religionsfreiheit massiv verletzt hätten, so der Präsident des Hilfswerks:
"Unsere Analyse lässt leider nicht viel Raum für Hoffnung. Alle Bewohner Afghanistans, die sich nicht den extremen islamistischen Ansichten der Taliban anschließen, sind in Gefahr - selbst moderate sunnitische Muslime." Die Schiiten, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachten, die kleine christliche Gemeinschaft und alle anderen religiösen Minderheiten "werden noch stärker unterdrückt werden", so Heine-Geldern:
"Dies ist ein großer Rückschlag für die Menschenrechte und insbesondere für die Religionsfreiheit in Afghanistan." Er warnte zugleich vor einer internationalen Anerkennung der Taliban. Diese könne "wie ein Magnet auf kleinere radikal-islamische Gruppen wirken und eine neue Konstellation religiös motivierter terroristischer Gruppierungen schaffen".