"Die geflohenen Bewohner – Christen wie Muslime – haben Angst, dass die Terrormiliz zurückkommt. Sie fürchten sich sehr", sagte Pater Jihad Youssef von der ansässigen Ordensgemeinschaft gegenüber "Kirche in Not". Noch sei offen, wann das Stadtgebiet wieder von den Bewohnern betreten werden dürfe – es sei nach wie vor militärisches Sperrgebiet. Die gesamte Infrastruktur wie Wasser- und Stromversorgung sei komplett zerstört. "Und viele ehemalige Mitbürger leben ja gar nicht mehr in Syrien, sondern sind ins Ausland geflohen", so Youssef.
Pater Youssef ist laut "Kirche in Not" Mitglied der Ordensgemeinschaft, die das Kloster Mar Elian betreut, eines der wichtigsten Wallfahrtzentren Syriens. Als der IS im August 2015 Karjatain eroberte, seien über 200 christliche Einwohner und Ordensbrüder in Geiselhaft genommen worden. Einer der Brüder, Jacques Mourad, wurde vom IS verschleppt. Im Oktober gelang ihm die Flucht.
"Nur noch die Mauern stehen"
Ein Großteil der Klostergebäude wurde durch die Terrormiliz IS zerstört. Der Zustand sei dramatisch, erklärte Pater Jihad gegenüber "Kirche in Not": "Vom archäologischen Teil ist fast nichts mehr da. Von der Kirche stehen nur noch die Mauern. Die islamistischen Milizen haben den Altar zerstört und den Sarkophag des heiligen Elian zertrümmert."
Eines sei jedoch ein großer Trost für ihn und seine Mitbrüder: "Die Gebeine des Heiligen wurden nicht zerstört oder entwendet, sie sind noch da." Nun wolle man ihnen wieder einen würdigen Ort geben.
"Wir hängen nicht an den Steinen"
Auch sei die Gemeinschaft fest entschlossen, das Kloster nach und nach wieder aufzubauen – auch wenn dies voraussichtlich viele Jahre dauern werde.Der Wiederaufbau sei auch ein wichtiger Beitrag zum christlich-islamischen Dialog, denn nicht nur Christen, auch viele Muslime seien vor der Eroberung nach Mar Elian gepilgert. "Wir hängen nicht an den Steinen. Unser Jerusalem ist im Himmel. Viel entscheidender als der Wiederaufbau des Klosters ist es, die Herzen wieder zu versöhnen."
"Kirche in Not" leistet nach eigenen Angaben seit Beginn des Syrienkriegs im Jahr 2011 Nothilfe, um das Überleben der Bevölkerung zu sichern. Das Hilfswerk unterstütze Diözesen und Gemeinden und stelle zum Beispiel Lebensmitteln, Kleidung und Medikamente bereit. Darüber hinaus unterstütze das Hilfswerk die pastorale Arbeit von Priestern, Ordensleuten und Laien, um die bedrängten christlichen Gemeinden zu stärken.
(Kirche in Not)