Kirchliche Werbung sollte nach Ansicht des evangelischen Medienexperten Jörg Bollmann vor allem der Verkündigung des christlichen Glaubens dienen. Dies sei im digitalen Zeitalter nötiger als je zuvor, sagte der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, in Frankfurt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem gehe es darum, durch glaubwürdige Öffentlichkeitsarbeit und professionelles Fundraising die Mitgliedschaft zu stabilisieren und die finanziellen Grundlagen kirchlicher Arbeit auf allen Ebenen zu sichern, betonte Bollmann.
Kirche soll mit Hilfe aller Medien auf sich aufmerksam machen
Dass Kirche auch mit Methoden der Werbung auf das Wort Gottes aufmerksam mache, sei nicht mehr umstritten, erklärte der GEP-Direktor. Dies sei vor 50 Jahren noch ganz anders gewesen, als sich erstmals landeskirchliche Werbestellen zu einer Kooperation zusammenschlossen. Der Evangelische Werbedienst habe seither im kreativen Austausch unzählige gute und sinnvolle Werbemittel für die Kirchengemeinden entwickelt und auf den Markt gebracht, würdigte Bollmann. Er äußerte sich erfreut, dass diese Arbeit nach Auflösung der bisherigen "Kooperation Werbedienst" vom Evangelischen Presseverband Westfalen-Lippe fortgeführt werde.
GEP als moderne Einrichtung
Das GEP habe bereits bei seiner Gründung 1974 "sehr modern gehandelt", als es gegen manche Widerstände einen eigenen Fachbereich "Werbung und Public Relations", die spätere Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, gegründet habe, sagte Bollmann. Diese Entscheidung habe sich in der weiteren Entwicklung als "goldrichtig" erwiesen. Zentrale Aufgabe des Gemeinschaftswerks sei heute die Vernetzung der Öffentlichkeitsaktivitäten von EKD, Landeskirchen, kirchlichen Werken und Einrichtungen bis hin zu den Gemeinden, sagte der GEP-Direktor.
Evangelische Kirche muss mediale Reichweite ausbauen
Es gehe darum, mit der Botschaft der Kirche alle Medien bespielen zu können - von der klassischen Printpublizistik über Hörfunk, Fernsehen und Film bis hin zu Facebook, Twitter und YouTube, betonte Bollmann. Bei den digitalen Medien stehe die evangelische Kirche nicht mehr am Anfang, sei aber noch weit weg von der Reichweite klassischer Verbreitungswege, bei denen sie längere Erfahrung und starke Partner habe.
Die evangelische Kirche sei heute durchaus in der Lage, auch bundesweit wirkungsvolle Öffentlichkeitskampagnen durchzuführen, hob Bollmann hervor. Dies zeigten seit langem die Fastenaktion "Sieben Wochen Ohne", aber auch Kampagnen für den Schutz des Sonntages oder der Adventszeit oder die Aktivitäten zum 500. Reformationsjubiläum.
Für die Zukunft wünsche er sich eine "kraftvolle Initiative", die für den Gottesdienstbesuch wirbt, gerade auch unter jüngeren Menschen, sagte der GEP-Direktor.
Skeptisch zeigte sich Bollmann jedoch gegenüber Vorstellungen, die Kirche solle dauerhaft mit einer Kampagne präsent sein: Der Aufwand an Finanzmitteln und Personalressourcen dafür sei erheblich. Außerdem wollten Menschen auch keine werbliche "Dauerbeschallung".