"Wir wollen denen beistehen, die vor dem Krieg flüchten und Hilfe brauchen. Dazu gehört auch, wie wir mit den unterschiedlichen Religionen dieser Menschen umgehen und ihnen das für uns grundlegende Recht auf Religionsfreiheit vermitteln", sagte Ministerpräsident Bodo
Ramelow (Linke) am Montag in Erfurt im Anschluss an das Jahresgespräch der Thüringer Landesregierung mit Spitzenvertretern der Kirchen im Freistaat.
Er verurteilte scharf, dass der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. den Militäreinsatz als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen rechtfertige. "Wir haben sehr lange darüber gesprochen, wie bedrückend wir die ganze Situation empfinden", so Ramelow.
Kultur der Hilfsbereitschaft
Erfurts katholischer Bischof Ulrich Neymeyr verwies auf die unterschiedlichen Religionen der Kriegsflüchtlinge. Vor allem seien es orthodoxe Christen. Doch gerade unter den orthodoxen Kirchen gebe es ganz unterschiedliche Strömungen, die nur teilweise auf das Moskauer Patriarchat ausgerichtet seien.
"Wir wollen mithelfen, dass die Geflüchteten ihren Glauben bei uns weiter frei leben und praktizieren können und eine religiöse Heimat finden, egal welcher Kirche sie angehören", hob Neymeyr hervor. Zudem wollen die Kirchen mitwirken, "eine Kultur zu schaffen, in der Hilfsbereitschaft groß geschrieben wird und Flüchtlinge willkommen sind."
Bedrohungen für die Demokratie
Ein weiteres Gesprächsthema waren dem mitteldeutschen Bischof Friedrich Kramer zufolge die gesellschaftlichen Bedrohungen für die Demokratie. "Dem wirkt man am besten mit einer Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements entgegen", sagte das Oberhaupt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Seiner Ansicht nach haben sich die Kirchen dabei in den vergangenen Jahren als "Schule der Demokratie" bewährt.
Weitere Themen des Gesprächs waren die Thüringer Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, Umweltschutz und Pflege. Zudem forderten die Kirchen eine noch weitere Aufarbeitung des DDR-Unrechts.
Neben großen Teilen des rot-rot-grünen Kabinetts nahmen an dem Spitzentreffen auch die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, der Fuldaer Bischof Michael Gerber sowie der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, teil. Ihre Kirchengebiete reichen ebenfalls nach Thüringen hinein. Von den rund 2,1 Millionen Thüringern sind etwa 20 Prozent evangelisch und 7,5 Prozent katholisch, rund 70 Prozent sind konfessionslos.