Mit dem Disziplinarverfahren gegen einen AfD-nahen Pfarrer will die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auch eine grundsätzliche Klärung zum politischen Engagement in der Kirche herbeiführen.
"Wir haben als Kirche ein ganz eigenes Interesse am Gelingen von Demokratie und ein ganz weites Herz am politischen Engagement von Pfarrerinnen und Pfarrern", sagte der EKM-Personalchef Michael Lehmann in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview der Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" in Weimar.
Loyalitätsverpflichtung gegenüber der Kirche
"Aber es gibt auch eine Loyalitätsverpflichtung. Wenn die Landeskirche einen Unvereinbarkeitsbeschluss verabschiedet und sich gegenüber Positionen von Gruppen und Parteien wie der AfD abgrenzt, dann kann es nicht sein, dass ein Mitarbeiter anschließend seine Kandidatur auf der Liste dieser Partei ankündigt", betonte Lehmann.
Er verwies zudem auf das Pfarrdienstgesetz der evangelischen Kirche, wonach Pfarrerinnen und Pfarrer in Verkündigung und Auftreten die Belange der gesamten Gemeinde im Blick zu halten haben. "Alles, was Gemeinden polarisiert und auseinandertreiben würde, soll vermieden werden."
Disziplinarverfahren eröffnet
Die EKM hatte gegen den in Quedlinburg wohnenden Pfarrer Martin Michaelis unlängst ein Disziplinarverfahren eröffnet, weil er als Parteiloser auf der Liste der AfD für die Stadtratswahl am 9. Juni kandidiert. Für die Dauer des Verfahrens ist ihm untersagt, öffentlich zu predigen, zu taufen oder das Abendmahl auszuteilen. Im schlimmsten Fall droht ein dauerhafter Entzug dieser Ordinationsrechte, allerdings kann er aufgrund des Pfarrerdienstrechts nicht entlassen werden.
Die EKM hatte im Februar ein Wort zum Wahljahr mit dem Motto "Herz statt Hetze" veröffentlicht. Darin heißt es: "Wir sind mit der katholischen Kirche einig: Die Positionen extremer Parteien wie die des III. Weges, der Partei Heimat oder der AfD können wir nicht akzeptieren. Sie sind mit christlichen Werten und mit der Verfassung unserer Kirche nicht vereinbar." In Sachsen-Anhalt und Thüringen werden die AfD-Landesverbände vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.