Die Kirche selbst müsse ein Ort "der Sensibilisierung für einen umweltbewussten und solidarischen Lebensstil" sein, erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, Bambergs Erzbischof Ludwig Schick, an diesem Mittwoch in Fulda.
Umweltenzyklika als Ausgangspunkt
Im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung hatten sich die 67 Mitglieder der Konferenz am Mittwoch einen Tag lang mit Umweltfragen befasst. Ausgangspunkt hierfür war das 2015 veröffentlichte Lehrschreiben "Laudato si" von Papst Franziskus.
Der Heilige Vater motiviere die Bischofskonferenzen weltweit, sagte Weihbischof Bernd Uhl, als Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen. Im domradio.de-Interview betonte Weihbischof Uhl, die katholische Kirche könne zum Beispiel noch "sehr viel tun im Bereich Energie". Hier könne noch mehr eingespart werden und Initiative ergriffen werden.
Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, sagte mit Blick auf die Wirbelstürme der vergangenen Wochen, wer den Klimawandel leugne, müsse blind sein.
Klimawandelforscher mit Appell an die Kirchen
Manche Menschen hätten zwar "fast hysterische Angst vor den Mitmenschen, die bei uns Zuflucht suchen, aber nicht vor einer der Hauptursachen der modernen Völkerwanderung". Er appellierte an die Kirche, politisch Druck für mehr Klimaschutz auszuüben. Zugleich sei sie als wichtiger weltweiter "spiritueller Faktor" in der Lage, Bewusstsein zu verändern.
Viele Menschen, die er auch im Vatikan kenne, seien sich der Dramatik bewusst, so Schellnhuber. Im domradio.de-Interview berichtete er vom Studientag der Herbstvollversammlung zum Thema Klimaschutz. Hier sei "noch einmal ein Ruck durch die Versammlung der Bischöfe gegangen".
Dass die katholische Kirche, als eine große Weltkirche, sich die Bewahrung der Schöpfung so explizit auf die Fahnen geschrieben habe, ermutige ihn, sagte der Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
Handlungsempfehlungen erarbeiten
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe für gesellschaftliche Fragen der Konferenz, der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, sagte, die katholische Kirche Deutschlands stehe nicht am Anfang ihres ökologischen Engagements. Es gelte jedoch, weitere Schritte zu unternehmen.
Als Beispiele nannte Overbeck ein nachhaltiges Gebäudemanagement, klimasensible Energiekonzepte und die Prüfung einer CO2-Kompensation für Flugreisen bis hin zu den "kleinen alltäglichen Dingen", wie, wo und was gekauft wird. Erarbeitet werden sollen Handlungsempfehlungen für das zukünftige ökologische Handeln.
Verantwortung für das "gemeinsame Haus Erde"
Overbeck betonte, für die neue Regierung müssten ökologische Fragen hohe Priorität haben. Dafür werde die Kirche eintreten.
Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, erinnerte an die Botschaft des Papstes, ein neues Verantwortungsbewusstsein für "das gemeinsame Haus Erde" zu entwickeln. Sie fordere Politik und Kirche heraus, den Wandel hin zu einem nachhaltigen Leben und Wirtschaften zu unterstützen. Die Kirche wolle zu einem Akteur des Wandels persönlicher, gesellschaftlicher und politischer Leitbilder werden. Die Richtung laute "Gut leben statt viel haben".