Kirche will weiterhin geistliche Nutzung für Abtei Himmerod

Zisterzienserkloster sucht Nachmieter

Nur noch ein einziger Zisterzienser lebt in der Traditionsabtei Himmerod. Drei Monate nach der Auflösung fragen sich viele Beobachter: Wie geht es weiter?

Autor/in:
Michael Merten
Abteikirche Himmerod in der Eifel / © Jörg Loeffke (KNA)
Abteikirche Himmerod in der Eifel / © Jörg Loeffke ( KNA )

"Türe geschlossen halten!" fordert ein Zettel die Besucher des früheren Empfangszimmers auf und liefert die Erklärung gleich mit: "Es wird nebenan geheizt." Das ist längst nicht mehr in allen Gebäudetrakten der früheren Zisterzienserabtei Himmerod der Fall. Die Klosterkirche ist eine Großbaustelle, Sitzbänke werden in den Fluren zwischengelagert, viele Möbelstücke sind abgedeckt. "Man sieht, dass hier nicht mehr so richtig Leben ist wie vorher", sagt Reinhold Bohlen am Montag bei einem Pressetermin in Himmerod. Er wurde von Bischof Stephan Ackermann als Beauftragter für das Ex-Kloster eingesetzt.

Gebäude bleibt Eigentum des "Kloster Himmerod OCist e.V."

Nur noch ein Mönch bewohnt die Klausur des vor drei Monaten aufgehobenen Klosters, das idyllisch am Eifelfluss Salm liegt. Im Oktober, als das Kloster aufgelöst wurde, waren es noch sechs gewesen. Zu wenig, um die fast 900 Jahre alte Zisterziensertradition aufrecht zu erhalten. "Wir haben mit einer kleinen Gruppe in einer riesigen Immobilie gelebt", sagt Pater Johannes Müller. Bis Oktober war er der letzte Abt von Himmerod, jetzt steht er zusammen mit Bohlen vor der Frage: Wie geht es weiter?

Knapp drei Monate nach Aufhebung der Zisterzienserabtei Himmerod ist diese Frage weiterhin unklar. Nach der Satzung des Klosters sollte die Immobilie ursprünglich zeitnah an das Bistum Trier übertragen werden. Doch diese Option wird derzeit nicht verfolgt. Vielmehr soll der Gebäudekomplex weiterhin im Eigentum des zivilrechtlichen Vereins "Kloster Himmerod OCist e.V." bleiben. Diesem gehören bislang nur fünf frühere Himmeroder Mönche an. Pater Müller sagt, dass der Verein seine Satzung ändern will, damit künftig auch juristische Personen Mitglied des Trägervereins werden können. Somit wäre das Bistum Trier mit an Bord, möglicherweise auch die Zisterzienser-Abtei Marienstatt im Westerwald.

1143 gegründet

Dort hatte die Wiederbesiedlung von Himmerod einst ihren Ursprung genommen, das, wie Bohlen hervorhebt, "nicht irgendeine Ordensniederlassung im Bistum" sei, sondern "ein vom heiligen Bernhard selbst gefundener Ort für seine Mönche". 1134 wurde es vom heiligen Bernhard von Clairvaux gegründet, jedoch um 1800 im Zuge der Säkularisation fast komplett zerstört. Unter Obhut der Abtei Marienstatt besiedelten Zisterzienser das Kloster dann in den 1920er Jahren neu und bauten es nach barockem Vorbild wieder auf.

2011 musste Himmerod aufgrund hoher Verluste der Wirtschaftsbetriebe Insolvenz anmelden, die mit Hilfe eines Sanierungsplans und tatkräftiger Unterstützung des Fördervereins abgewendet werden konnte. Doch nur sechs Jahre später entschieden sich die Mönche zur Aufgabe. Nur der 83-jährige Pater Stephan Senge entschied sich, nach rund sechs Jahrzehnten in Himmerod dort zu bleiben und weiterhin spirituelle Angebote für Gäste zu machen. "Er ist sozusagen das Gesicht von Himmerod für viele Menschen", sagt Bohlen.

Betriebe laufen weiter

Derzeit laufen die Kunst- und Buchhandlung, die Klostergaststätte, die Gärtnerei, die Fischerei und der Gästetrakt weiter. "Alle, die in Himmerod Ruhe und geistliche Impulse suchen, sind herzlich willkommen", sagt Bohlen. Doch wie es mit dem sanierungsbedürftigen Klostergebäude weitergehen soll, darauf habe er derzeit keine Antwort. "Der Wille des Bischofs ist es, möglichst eine Nachfolgegemeinschaft für Himmerod zu finden", sagt Bohlen.

Das werde aber dauern; persönlich rechne er mit einem Übergangszeitraum von drei bis fünf Jahren. Wenn sich dann fünf bis acht Angehörige eines Ordens oder einer modernen geistlichen Gemeinschaft dort niederließen, sei er zufrieden. Wegen der unklaren Lage seien derzeit keine größeren Investitionen, sondern nur dringend erforderliche Erhaltungs- und Brandschutzmaßnahmen geplant.

Weiterhin geistlicher Ort

Auf jeden Fall soll das Ex-Kloster nach dem Willen der Verantwortlichen ein geistlicher Ort bleiben. Ein erster Schritt auf diesem Weg ist im Juni die Wiedereröffnung der Abteikirche, die im Juli 2017 durch einen Brand beschädigt wurde. Dort wollen Bohlen, der seit Januar Rektor der Abteikirche ist, und Pater Stephan künftig Gottesdienste feiern. Zudem soll es kulturelle Veranstaltungen des Fördervereins geben. Bohlen zeigt sich optimistisch: "Himmerod wird leben!"


Quelle:
KNA
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