DOMRADIO.DE: Wie haben Sie es geschafft, diese Peace Bell nach Wuppertal zu holen?
Werner Kleine (Pastoralreferent der katholischen Citykirche Wuppertal): Ja, die Wege des Herrn sind manchmal unergründlich. Eine Wuppertalerin, Frau Barbara Kratz, war auf der Insel Sylt im Urlaub, hat dort Michael Patrick Kelly mit seiner Peace Bell gesehen und gesagt, die muss nach Wuppertal. Sie ist dann ihrerseits an den Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal herangetreten und der hat gesagt, fragen Sie mal den Kleine von der katholischen Citykirche, die machen solche verrückten Sachen. So ist Frau Kratz zu mir gekommen. Sie musste mich nicht lange überzeugen, diese Sache in Angriff zu nehmen.
Dann haben wir Kontakt zur Agentur aufgenommen, die Herrn Kelly vertritt. Und jetzt ist die Peace Bell hier in Wuppertal. Das ist genau die Friedensglocke, die Michael Patrick Kelly auf seinen ersten Konzerten auch geläutet hat - also, das Original. Die Glocke ist jetzt bis zum 31. März 2023 in der Laurentius-Basilika in Elberfeld.
DOMRADIO.DE: Erzählen Sie mal, wie sieht diese Glocke aus? Sieht man ihr an, dass sie aus Kriegsschrott gegossen ist?
Kleine: Jein. Man weiß, dass sie aus Schrott gegossen ist, weil es zur Begleitausstellung entsprechende Fotos und Dokumentationen gibt, die zeigen, wie der entsprechend eingeschmolzen wird. Unter der Glocke liegen Patronenhülsen, in der Glocke hängt ein MG3-Gewehr als Klöppel. Der Glocke selber sieht man es nur an, weil sie mit zahlreichen Friedenssymbolen versehen ist. Ansonsten hat die Glocke einen wunderbaren Klang - das finde ich von der Symbolik schon wieder hervorragend.
Man hat früher in den Kriegen die Glocken eingeschmolzen und zu Kanonen gemacht, hier ist der Prozess genau umgekehrt. Auf der Glocke selber steht der Schriftzug 11.11.1918 bis 11.11.2018. Im Jahr 2018 hat die Glocke das erste Mal geläutet. Der 11.11.1918 ist das Ende des Ersten Weltkriegs und die Glocke ist aus Weltkriegsschrott des Ersten Weltkriegs gegossen.
DOMRADIO.DE: Es war bestimmt nicht leicht, eine Gießerei dafür zu finden. Kennen Sie die Hintergründe?
Kleine: Wenn es ums Glockengießen geht, würde mir in Nordrhein-Westfalen sofort die Glockengießerei in Gescher einfallen. Und tatsächlich ist sie auch dort gegossen worden. Wer sich ein bisschen mit Glockengießerei auskennt, kommt relativ schnell auf Gescher. Die haben sich offenkundig darauf eingelassen und da kann man auch entsprechende Fotos sehen, wie Michael Patrick Kelly diese Glocke ausgräbt, nachdem sie dort gegossen worden ist.
Wir haben die Glocke ja schon einmal geläutet. Sie ist bereits seit letzten Donnerstag in Wuppertal. Da wurde sie aufgebaut. Am Freitag hatten wir die große Friedenskundgebung anlässlich des Jahrestages des russischen Angriffs auf die Ukraine. Da hat die Glocke das erste Mal in Wuppertal eine Schweigeminute eingeläutet. Wenn der Anlass nicht so traurig wäre, würde ich sagen, es war ein wunderbarer himmlischer Klang.
DOMRADIO.DE: Michael Patrick Kelly ist ja unheimlich engagiert. Er setzt sich für Frieden ein, verbindet diese symbolische Idee der Friedensglocke auch mit viel Sozialarbeit. Das passt unheimlich gut zur Citykirche Wuppertal, oder?
Kleine: Man musste mich nicht lange überzeugen, ich war sofort Feuer und Flamme. Ich habe Herrn Kelly leider bisher selber nicht kennengelernt. Ich hoffe, dass er kommt. Wir haben eine Einladung ausgesprochen, die Agentur signalisiert uns aber, dass wir es erst ein, zwei Tage vorher erfahren werden, wenn er kommt. Wir hoffen, dass er kommt. Das würde uns sehr freuen.
DOMRADIO.DE: Was gibt es noch rund herum zu sehen? Die Glocke kommt ja nicht alleine.
Kleine: Nein, die Glocke steht mitten im Kirchenschiff der Laurentius-Basilika. Rechts und links davon, in den Seitenschiffen, sind Staffeleien aufgestellt, auf denen man sehen kann, wie diese Glocke entstanden ist. Man kann sehen, wie Michael Patrick Kelly in Frankreich auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs selbst Schrott einsammelt; wie die Glocke eingegossen und dann ausgegraben wird.
Es gibt eine kleine Ausstellung von künstlerischen Werken Michael Patrick Kellys. Er ist ja auch malerisch tätig. Die kann man auch käuflich erwerben. Da müsste man uns Bescheid sagen, wir würden den Kontakt zur Agentur herstellen.
Man kann kleine Mini Peace Bells sehen. Dann gibt es im Vorraum der Laurentius-Basilika noch eine große Leinwand, auf der man sehen kann, wie Michael Patrick Kelly in Verdun auf einem Soldatenfriedhof ist und eine kleine Videodokumentation, die zeigt, wo diese Peace Bell schon überall war.
DOMRADIO.DE: Man munkelt, es soll eine extra Glocke für Wuppertal gegossen werden. Stimmt das?
Kleine: So ist es. Michael Patrick Kelly hat die Original Peace Bell, die auf seinen ersten Konzerten geläutet hat. Mittlerweile hat er eine zweite auf seinen Konzerten, die noch wesentlich größer ist. Die, die bei uns hängt, hat so 600 Kilo; die auf seinen jetzigen Konzerten wiegt irgendwas über eine Tonne, habe ich gehört. Von dieser Original Peace Bell hat er aber lizenziert, dass fünf Nachgießungen möglich sind. Vier gibt es schon: in Wien, in Mainz, in Koblenz und in Kassel. Und die fünfte hat er uns für Wuppertal angeboten.
Wir stehen gerade gemeinsam mit der Solidargemeinschaft Wuppertal - eine Vereinigung engagierter Bürgerinnen und Bürger, der ich vorstehen darf - und der Stadt Wuppertal in ganz konkreten Verhandlungen, dass die Glocke nach Wuppertal kommt. Der Rat der Stadt Wuppertal hat einstimmig zugestimmt, und ich habe gehört, dass ein hervorragender Ort in Wuppertal in der Mache ist. Wir freuen uns, dass dauerhaft eine Peace Bell nach Wuppertal kommen wird.
Das Interview führte Verena Tröster.