"Die beiden großen Kirchen gehören zu den besonders regelkonformen Institutionen mit Blick auf die Einhaltung der coronabedingten Abstands- und Hygieneauflagen", sagte Akademie-Mitglied Christoph Markschies am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie hätten meistens vorbildlich gehandelt. "Von daher bestand für die Leopoldina keine Notwendigkeit zu weitergehenden Empfehlungen mit Blick auf die Weihnachtsgottesdienste."
Open-Air nicht immer besser
Der evangelische Theologe und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften betonte zugleich, Gottesdienste unter freiem Himmel seien nicht grundsätzlich besser als solche in geschlossenen Räumen, da sie wegen einer hohen Zahl an Teilnehmenden zusätzliche und höhere Anforderungen etwa an Ordnungskräfte stellen könnten. "Die Absage des großen ökumenischen Weihnachtsgottesdienstes, der im Münchner Englischen Garten geplant war, durch Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm ist daher eine sinnvolle Entscheidung."
Zuvor hatte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut, Thomas Mertens, erklärt, dass einzelne Gottesdienste im Freien an den Weihnachtsfeiertagen denkbar seien. "Mit ausreichend Abstand und unter freiem Himmel halte ich das Infektionsrisiko für vertretbar", sagte Mertens auf Anfrage der KNA.
Vorschlag für harten Lockdown
Markschies und Mertens hatten an einer am Dienstagmorgen veröffentlichten Erklärung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina mitgewirkt. Darin schlagen die Wissenschaftler der Politik für die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel einen harten Lockdown in Deutschland vor.
Konkret fordern die Wissenschaftler, bereits ab 14. Dezember die Kontakte im beruflichen wie im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß zu verringern. "Die Schulpflicht sollte bis zum Beginn der Weihnachtsferien in allen Bundesländern aufgehoben werden. Gruppenaktivitäten in Sport und Kultur müssten eingestellt werden und, wo immer möglich, sollten digitale Möglichkeiten anstelle von Präsenzangeboten genutzt werden."
In einer zweiten Stufe sollte vom 24. Dezember bis mindestens zum 10. Januar das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown gelten. Dabei sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen und die Weihnachtsferien in den Bildungseinrichtungen verlängert werden.
Aus Sicht der Wissenschaftler sind die Rahmenbedingungen für einen Lockdown am Jahresende besonders günstig. Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden böten die Chance, in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen.