"Unser jetziges Europa ist ein Friedensprojekt, das unser von Krieg und Gewalt gebeutelter Kontinent über Jahrhunderte zuvor so nie erleben durfte. Gerade wir Christen sind aufgerufen, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zu stärken, wo wir können. Und dabei die politischen Verantwortungsträgerinnen und -träger und Parteien zu unterstützen, die Menschenwürde und Demokratie mit Leben zu füllen. Es steht in Europa gerade viel in Frage, darum zählt jede Stimme", erklären der kommissarische Stadtdechant, Pfarrer Bernd Kemmerling von der katholischen Kirche, und Superintendent Dietmar Pistorius von der evangelischen Kirche.
"Mutig und entschieden aufstehen"
"Im Mittelpunkt unseres christlichen Glaubens steht die Botschaft der Auferstehung und des Lebens. Das ist uns Geschenk und Verpflichtung zugleich. Darum sind wir aufgerufen, mutig und entschieden aufzustehen, wenn das Leben in Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Würde, die Grundlagen unserer Demokratie, durch menschenverachtende Parolen bedroht ist. Nehmen wir darum am 9. Juni die Möglichkeit, um die uns Menschen in anderen Ländern so sehr beneiden, wahr, und gehen wir wählen. Setzen wir ein Zeichen für unsere demokratischen Grundwerte, weil sie zutiefst den Geist Jesu atmen, den unsere Zeit aktuell besonders braucht", betont der kommissarische Stadtdechant Bernd Kemmerling.
Beherztes Zeichen setzen
"In allen Ländern Europas gibt es starke politische Strömungen, die autoritäre Regierungen anstreben. Alle freiheitsliebenden Menschen, alle demokratisch Denkenden sollten daher mit Ihrer Stimmabgabe für demokratische Parteien dafür sorgen, dass die antidemokratischen Kräfte in Europa nicht noch stärker werden", so Superintendent Pistorius. Gerade jetzt sei "ein starkes Bekenntnis zur europäischen Friedensordnung wichtig, auch als Zeichen gegenüber jenen, die an den Grenzen Europas mit Krieg drohen."
Gemeinsam rufen die beiden Kirchenvertreter dazu auf, mit dieser Wahl auch ein beherztes Zeichen zu setzen "gegen Hetze und Hass", die populistische Parteien in den Sozialen Medien wie in ihren Kundgebungen immer wieder benutzten und beförderten. "Wir brauchen in unserer Gesellschaft über alle Grenzen hinweg mehr Miteinander. Dafür machen sich auch in Bonn und der Region unsere Kirchen, Caritas und Diakonie stark."
Union für Frieden und Freiheit
Vor 45 Jahren, im Juni 1979, waren die Bürger der damaligen Europäischen Gemeinschaft erstmals aufgerufen, das Europäische Parlament in allgemeiner und Direktwahl für eine Funktionsperiode von fünf Jahren zu wählen. Neun Mitgliedstatten zählte die Gemeinschaft zu dieser Zeit.
Ihre Wurzeln hatte die heutige Europäische Union in den Römischen Verträgen vom März 1957. Die Benelux-Staaten, Frankreich, Italien und die Bundesrepublik gründeten damit die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Staaten, die sich etwas mehr als zehn Jahre zuvor, im Zweiten Weltkrieg, noch als Feinde gegenüberstanden. Heute zählt die Union 27 Staaten – von Nord bis Süd, von West nach Ost. Eine Union, die für Frieden und Freiheit auf dem europäischen Kontinent steht.