Kirchen rufen zu Hoffnung und Frieden auf

Trotz Krisen und Kriegen

Kriege und Konflikte überschatten Weihnachten in diesem Jahr. An Schicksale verfolgter Christen weltweit erinnerten Kirchenvertreter am zweiten Weihnachtstag. Sie riefen zu Frieden und Hoffnung auf.

Weihrauch im Pontifikalamt am ersten Weihnachtstag im Kölner Dom. / © Nicolas Ottersbach (DR)
Weihrauch im Pontifikalamt am ersten Weihnachtstag im Kölner Dom. / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Drangsalierungen, Drohungen, Todesangst: An Schicksale verfolgter Christinnen und Christen weltweit haben katholische Kirche und Hilfswerke am zweiten Weihnachtstag erinnert. Dieser Tag ist dem Gebet für verfolgte und bedrängte Gläubige gewidmet. Der 26. Dezember ist der Gedenktag des heiligen Stephanus, der als erster Märtyrer der Christenheit gilt.

Auch heute noch würden viele Menschen für ihr christliches Zeugnis leiden und sterben, sagte Papst Franziskus am Dienstag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Andere würden dafür bestraft, dass sie der Frohen Botschaft folgten. Wieder andere kämpften jeden Tag darum, ihren christlichen Pflichten nachzukommen, während die Welt über sie lache.

Notleidende Menschen

Einige Tage zuvor hatten die deutschen katholischen Bischöfe zum Gebet aufgerufen. Mit dem speziellen Gebetstag bekenne sich die Kirche auch zur Religionsfreiheit aller Menschen, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz.

Bischof Bertram Meier / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Bischof Bertram Meier, sagte, in den Gottesdiensten dieses Tages solle der Verbundenheit mit den Not leidenden Mitchristen vor allem in den Fürbitten Ausdruck verliehen werden. Auch sind die Gläubigen zum persönlichen Gebet für dieses Anliegen aufgerufen.

Der Gebetstag ist Teil der 2003 gegründeten Initiative "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit", mit der die deutschen Bischöfe in den Kirchengemeinden und in der Öffentlichkeit auf Diskriminierung und Drangsalierung von Christinnen und Christen in unterschiedlichen Teilen der Welt aufmerksam machen wollen.

Religionsfreiheit 

Das katholische Hilfswerk missio München rief die Staatengemeinschaft an Heiligabend auf, sich stärker für eine sichere Zukunft christlicher Minderheiten weltweit einzusetzen. Präsident Wolfgang Huber erklärte: "Religionsfreiheit ist ein Grundrecht und als solches nicht verhandelbar." In einer multireligiösen und multiethnischen Welt sei sie einer der grundlegendsten Bausteine für ein friedliches Zusammenleben.

Huber nannte als Beispiel Nordostindien: In Manipur seien seit Mai Zehntausende Christinnen und Christen unter dem Deckmantel eines ethnischen Konflikts Opfer einer religiös motivierten Hetzjagd. Getragen werde diese von einer hindu-nationalistischen Regierungspolitik, die zunehmend Druck auch auf andere religiöse Minderheiten ausübe.

Christenverfolgung

Am Stephanustag selbst lenkte der Präsident von missio Aachen, Dirk Bingener, den Blick auf Pakistan. In dem mehrheitlich islamisch geprägten Land lebe eine sehr kleine christliche Minderheit, die knapp zwei Prozent der Bevölkerung ausmache, schrieb Bingener in einem Gastbeitrag auf dem Portal katholisch.de.

Er erinnerte unter anderem daran, dass in Jaranwala in der Provinz Punjab im August mehrere tausend Muslime mehr als 25 Kirchen niedergebrannt und etwa 400 Häuser christlicher Familien innerhalb eines Tages geplündert oder zerstört hätten. Anlass sei eine öffentlich kursierende Behauptung gewesen, wonach zwei junge Christen den Koran geschändet hätten.

Frieden und Hoffnung

Der rheinische Präses Thorsten Latzel rief Christinnen und Christen zu Heiligabend dazu auf, die Friedensbotschaft der Weihnachtsgeschichte weiterzutragen. Der Frieden Gottes meine nicht den Herrschaftsfrieden der Römer zur Zeit von Jesu Geburt oder anderer Gewaltherrscher zu allen Zeiten, sondern einen Frieden durch Hingabe und durch Liebe, sagte Latzel in der Düsseldorfer Johanneskirche.

Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Landeskirche, Ulf Schlüter, unterstrich angesichts der aktuellen Krisen die Hoffnung der Weihnachtsbotschaft. "Über der heillosen Welt der Krisen und Katastrophen" stehe der Stern von Bethlehem, erklärte der Präses-Vertreter in seiner in Bielefeld veröffentlichten Videobotschaft. Scharf kritisierte Schlüter den "alten antisemitischen Irrsinn", dass Jüdinnen und Juden in Deutschland um ihr Leben fürchten müssten.

Friedenstüchtig werden

Kriegerische Auseinandersetzungen dürften nicht zur Normalität werden, warnte der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends. "Wir müssen nicht kriegstüchtig werden, sondern friedenstüchtig", unterstrich Arends am Montag in seiner Predigt in der Detmolder Erlöserkirche. "Wir dürfen nicht aufhören, nach Wegen des Friedens und der Verständigung zu suchen", sagte der oberste Repräsentant der Lippischen Landeskirche.

Krieg und Terror böten keine Lösung, sagte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Montag im Kölner Dom, wo die Weihnachtsgottesdienste nach einem Gefahrenhinweis mit erhöhten Sicherheitsmaßmahnen stattfanden. "Krieg und Terror schaffen nur neuen Hass und neuen Unfrieden", sagte Woelki weiter. Wenn es irgendwann einmal besser geworden sei, dann allein deshalb, weil es Menschen gegeben habe, die geliebt hätten. Diesen Weg sei Gott gegangen.

Kardinal Woelki im Pontifikalamt am ersten Weihnachtstag im Kölner Dom. / © Nicolas Ottersbach (DR)
Kardinal Woelki im Pontifikalamt am ersten Weihnachtstag im Kölner Dom. / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck rief zu mehr Friedensbemühungen in den weltweiten Konflikten auf. Das Weihnachtsfest mit seiner Friedensbotschaft sei eine Mahnung, "an jenem Faden zu arbeiten, aus dem der Frieden gewebt ist und der doch so dünn ist, dass er so leicht zerreißt", sagte der katholische Bischof in der Christmette an Heiligabend im Essener Dom.

Zur Krippe gehen

Der Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, erklärte, Bethlehem sei überall. Überall sei der Ort, wo Jesus durch seine Geburt das Leben von Menschen hell mache, sagte der kommissarische Leiter des Erzbistums in seiner Predigt am Montag im Dom.

Christinnen und Christen sollten nach Worten des Münsteraner Bischofs Felix Genn "Freudenboten" sein, die "trotz allem" Frieden ankündigten, "weil uns dieses Kind geboren wurde", sagte Genn am Montag im St.-Paulus-Dom in Münster. Der Aachener Bischof Helmut Dieser rief in der Christmette an Heiligabend im Aachener Dom die Gläubigen an Weihnachten dazu auf, immer wieder neu zur Krippe hinzugehen.

Quelle:
epd , KNA