Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, übermittelte seine Friedenswünsche, kritisierte aber zugleich das gesellschaftliche Klima und verurteilte den Terrorismus. "Der Wunsch nach Frieden ist angesichts des Hasses und der Gewalt, die wir in den vergangenen Monaten erleben mussten, von besonderer Aktualität", erklärte der Kardinal in einem Brief an den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster.
Gemeinsames Handeln anstreben
"Ich denke an die islamistischen Terrorakte in Frankreich und Deutschland, aber auch an das Wiederaufleben von Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus, Versuche, die Religionsfreiheit einzuschränken, und nicht zuletzt auch das Fortleben antisemitischer Vorurteile", erklärte der Münchner Erzbischof. Von diesen Entwicklungen seien Juden und Christen aufgrund ihrer gemeinsamen Werte in besonderer Weise betroffen. Worauf es ankomme, sei das Kennenlernen des Anderen und das gemeinschaftliche Handeln. Dies sei die beste Prävention gegen jede Art von Vorurteilen.
Als weiteren wichtigen Faktor nannte Kardinal Marx die Bereiche Erziehung und Bildung, in denen es nicht allein um Wissenserwerb, sondern mindestens gleichermaßen um die Vermittlung von Respekt gehe.
Daher seien auch Projekte wie die beiden neu gegründeten jüdischen Schulen in Düsseldorf und München über die jüdische Gemeinschaft hinaus von Belang. "Sie haben eine Bedeutung für unsere ganze Gesellschaft, weil sie Orte sind, an denen Glaube und Vernunft miteinander verbunden werden und die Urteilskraft der Kinder und Jugendlichen gefördert wird", hob Kardinal Marx hervor.
Erzbischof Heße gratuliert
Auch der Hamburger katholische Erzbischof Stefan Heße hat den jüdischen Gemeinden im Norden zu ihrem Neujahrsfest gratuliert.
In dem am Freitag in Hamburg veröffentlichten Glückwunschschreiben zu Rosch ha-Schana 5777 betont Heße gemeinsame Aufgaben. "Besonders die bei uns Schutzsuchenden sind für uns eine Herausforderung, immer wieder Gottes Barmherzigkeit und Nähe spüren zu lassen", so der Erzbischof. "Gleichzeitig müssen wir gemeinsam gegen Intoleranz, Gewalt und Vorurteile auftreten und durch unser Vorbild ein Beispiel für die junge Generation sein."
Heße schließt mit der Zusicherung "der Verbundenheit und der Zusammenarbeit des Erzbistums Hamburg". Das Schreiben wendet sich an die jüdischen Gemeinden in der Hansestadt, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Nach jüdischer Zeitrechnung beginnt am 3. Oktober das Jahr 5777. Das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana fällt nach dem jüdischen Kalender auf den 1. Tischri, nach dem gregorianischen Kalender im September oder in der ersten Oktoberhälfte. An Rosch ha-Schana beginnen die "Zehn ehrfurchtsvollen Tage", die mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur enden. Rosch ha-Schana bedeutet wörtlich "Kopf des Jahres". Vom 2. auf den 3. Oktober feiern Juden in diesem Jahr weltweit den Beginn des Jahres 5777 nach Erschaffung der Welt.
Gauck hebt Bedeutung der Familie hervor
Bundespräsident Joachim Gauck hat zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana die Bedeutung der Familie hervorgehoben. "Es tut gut, und es ist wichtig, einander von Zeit zu Zeit wieder neu zu versichern, dass wir zusammengehören, dass wir miteinander auf dem Weg sind und uns aufeinander verlassen können", hieß es in der Grußbotschaft des Bundespräsidenten am Freitag in Berlin. Dazu gehöre es auch, bei Streit oder Unstimmigkeiten einander zu vergeben.
Gauck appellierte an die Gesellschaft, sich "bei aller Unterschiedlichkeit des Glaubens oder der Herkunft" als eine Gemeinschaft zu sehen. Er sei vor allem angesichts einer "zunehmende Polarisierung, ja manchmal gar Verrohung bei gesellschaftlichen oder politischen Auseinandersetzungen" dankbar, für alle, die das gesellschaftliche Gespräch fortwährend suchten und aufeinander zugingen.
Zudem wandte sich Gauck gegen eine "zunehmende Polarisierung, ja manchmal gar Verrohung bei gesellschaftlichen oder politischen Auseinandersetzungen". Er sei dankbar für alle, die das gesellschaftliche Gespräch fortwährend suchten und aufeinander zugingen. "Bei aller Unterschiedlichkeit des Glaubens oder der Herkunft müssen wir uns als zusammengehörig begreifen."
Brüderlichkeit könne ein Staat ebenso wenig verordnen wie Nächstenliebe, fügte Gauck hinzu. "Aber wo wären wir ohne diese Elemente, ohne solche Haltungen." Mit Blick auf den Nahen Osten wünschte der Bundespräsident Frieden und Sicherheit für alle, die in Israel und der ganzen Region leben.
Bischof Trelle wünscht gesegnete Zeit
Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle wünscht den jüdischen Gemeinden im Bistum Hildesheim eine gesegnete Zeit der Hohen Feiertage. "Am Neujahrsfest, den Tagen der Umkehr und Jom Kippur bemühen Sie sich auf besondere Weise um die Versöhnung mit Gott und mit ihren Mitmenschen", heißt es in einem Brief des Bischofs.
Dies berühre uns Christen, schreibt Trelle, "denn auch wir wissen uns je neu zu solcher Versöhnung aufgefordert". In der Vergegenwärtigung der göttlichen Barmherzigkeit sollten Christen die Beziehungen zu ihren Mitmenschen überdenken und so gestalten, wie es der Liebe Gottes zu allen Geschöpfen entspreche.
"In dieser Besinnung auf das Zurückbleiben hinter den eigenen Möglichkeiten und im gleichzeitigen Bemühen, die je größeren Möglichkeiten Gottes nachzuahmen, fühlen wir uns mit Ihnen, liebe jüdische Schwestern und Brüder, verbunden", so der Bischof.
Evangelischer Bischof Meister bekräftigt Judenmission
Der Hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat anlässlich des jüdischen Neujahrsfestes die Ablehnung einer Judenmission bekräftigt. Dies wolle auch die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im November hevorheben. "Wir sind auf einem guten Weg in unserer Landeskirche wie auf der Ebene der EKD, die Verbindung zu unseren jüdischen Geschwistern zu vertiefen", heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Brief des Bischofs, in dem er den jüdischen Gemeinden und jüdischen Bürgern in Niedersachsen "ein glückliches, gesegnetes und friedvolles Jahr 5777" wünscht.
Meister verweist auf die Erklärung der EKD-Synode von 2015, in der das Kirchenparlament mit Blick auf das bevorstehende Reformationsgedenken die Judenfeindschaft Martin Luthers als "Widerspruch zum Glauben an den einen Gott" eindeutig verurteile.
"Die Konsequenzen dieser Erklärung sind in unserer Kirche und in unserem Handeln in der Gesellschaft stets neu zu bedenken und zu leben", schreibt der Landesbischof. Wie in den vergangenen Jahren gratuliert Meister den jüdischen Bürgern mit einer Anzeige, die in mehreren Zeitungen geschaltet wird, am Sonntag erscheint sie in der Evangelischen Zeitung und in der Jüdischen Allgemeinen Zeitung.