Eine "Allianz der Freunde des Friedens" versprechen sich die Organisatoren. Mehrere hundert Vertreter von Kirchen und Religionen wollen beim 31. Weltfriedenstreffen von Sonntag bis Dienstag in Münster und Osnabrück für den Frieden beten. Aber nicht nur. Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio, die diese internationalen Treffen seit 31 Jahren veranstaltet, versteht sich durchaus auch als politischer Akteur.
Miteinander reden
An den drei Tagen in den beiden Städten des Westfälischen Friedens geht es in erster Linie darum, miteinander zu reden. Über alle Grenzen von Religionen und Glaube hinweg soll der gemeinsame Wille zum Frieden deutlich werden, wie der Generalsekretär der Weltfriedenstreffen, Alberto Quattrucci, verdeutlicht. Deshalb sei das Motto "Paths of Peace - Wege des Friedens" gewählt worden. Nach dem Treffen gelte es, diese Wege zu beschreiten. Sie könnten der erste Schritt zu einer neuen Allianz sein. Ein Netzwerk der Friedliebenden ist sein Ziel.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, werden zur Eröffnung am Sonntag erwartet. Aus dem Vatikan kommt der frühere Ökumene-Beauftragte, Kardinal Walter Kasper. Daneben haben sich zahlreiche katholische, orthodoxe und evangelische Bischöfe angesagt. Auch der Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb, und der Prior der Gemeinschaft von Taize, Frere Alois, haben sich angesagt.
Zwei Dutzend Podiumsdiskussionen sind in Münster geplant. Da geht es etwa um die Wurzeln des Terrorismus, das Verhältnis von Europa und Afrika, um Migration auch als Chance für Europa und nicht zuletzt um die Gewaltlosigkeit der Religionen und den Wert des menschlichen Lebens. In all diesen Panels sollen dann Statements erarbeitet werden, so Quattrucci. Diese würden gesammelt und geordnet und schließlich zu einem Appell verarbeitet, der am Schlusstag an und in die Welt gesendet werde. Danach sei es Sache der neuen Allianz, daraus auch politische Wirkungen zu erzielen.
Sant'Egidio als Veranstalter
Die 1968 in Rom entstandene katholische Bewegung Sant'Egidio widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. Zusammen mit anderen kirchlichen Organisationen zählt Sant'Egidio zu den Vorreitern eines Abkommens mit der italienischen Regierung, das humanitäre Korridore als sichere Zugangswege für Flüchtlinge anch Europa vorsieht.
Wegen ihrer vielfältigen informellen Kontakte zu Politikern und Kirchenführern konnte die Vereinigung in mehreren bewaffneten Konflikten vermitteln. Ihre größte diplomatische Leistung ist der "Friedensvertrag von Rom", mit dem 1992 der 15-jährige Bürgerkrieg in Mosambik beendet wurde.
Symbolische Gesten
Das zeigt, dass von Münster und Osnabrück mehr als ein frommer Gebetswunsch ausgehen kann. Die Notwendigkeit dafür macht Münsters Bischof Felix Genn mit einem Verweis auf die Krisen und Kriege in der Welt deutlich. Für ihn ist es unverständlich, dass nach Jahren des Terrors etwa in Syrien noch immer kein Weg zum Frieden in dem Land sichtbar ist.
Er bringt Afrika als "vergessenen Kontinent" ins Spiel und äußert seine persönliche Betroffenheit und Angst angesichts der atomaren Aufrüstung Nordkoreas. "Es können gar nicht genug Zeichen des Friedens in diesen Tagen von Münster ausgehen", so der Bischof.
Und natürlich wird es auch große symbolische Gesten bei dem Weltfriedenstreffen geben. In Osnabrück wollen am Dienstag die Vertreter der Kirchen und Religionen zwar getrennt an jeweils eigenen Veranstaltungsorten für den Frieden beten. Im Anschluss daran kommen sie auf dem Marktplatz vor dem Rathaus des Westfälischen Friedens zusammen, um den erwarteten 5.000 Teilnehmern und der ganzen Welt feierlich eine Resolution via Medien zu präsentieren.
Der Abschlussappell müsse "die friedensstiftende Kraft der Religionen" deutlich machen, erläutert Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode. Er solle ein Zeichen sein, dass hier etwas Besonderes beginnt.