Evangelische und katholische Kirchen in Köln und Region rufen anlässlich des Jahrestags der Pogromnacht zu einem Schweigegang zum Gedenken der Opfer von Holocaust und Judenhass auf. Der Gang soll am 7. November vom Jüdischen Museum zur Synagoge an der Roonstraße führen, wie der Evangelische Kirchenverband am Donnerstag in Köln mitteilte.
Unterstützt werde der Schweigegang neben den Kirchen, vom Rat der Religionen, muslimischen Verbänden, gesellschaftlichen Organisationen und Netzwerken sowie Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft. Veranstalter sind neben dem Kirchenverband das Katholische Stadtdekanat und der Katholikenausschuss Köln.
Menschen jüdischer Herkunft würden die unsichere gesellschaftliche Entwicklung aufmerksam wahrnehmen und spüren, wie weltweit mit falschen Narrativen über das Judentum gesprochen werde, erklärte der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Bernhard Seiger. Daher sei ihm wichtig, deutlich zu sagen:
"Unsere Kirchen stehen fest an der Seite der jüdischen Geschwister, teilen ihre Sorge und zeigen unsere Verbundenheit mit ihnen", erklärte er. Bürger seien heute mit ihrer Zivilcourage gefragt, bei dieser kritischen Zeitfrage die Zeichen der Zeit zu erkennen und Stellung zu beziehen.
Judenfeindliche Übergriffe häufiger geworden
Besorgt äußerte sich auch der Stadtdechant des Katholischen Stadtdekanats Köln, Monsignore Robert Kleine, wie sich die Stimmung mit Blick "auf unsere jüdischen Brüder und Schwestern" verändere.
Judenfeindliche Übergriffe hätten seit dem islamistischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zugenommen. Die beiden großen Kirchen in Köln wollten mit dem Schweigegang "ein stilles, aber lichtvolles Zeichen" setzen, um Solidarität mit allen Menschen auszudrücken, die unter diesen gesellschaftlichen Veränderungen litten.
Bei den Novemberpogromen vor 86 Jahren gingen die Nationalsozialisten mit offener Gewalt gegen die jüdische Minderheit vor. Höhepunkt war die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Es brannten unzählige Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden verwüstet und jüdische Bürger misshandelt und getötet.
Drei Jahre vor Beginn der systematischen Massendeportationen und nach zahlreichen rechtlichen Diskriminierungen erhielt die Verfolgung der Juden mit den Ausschreitungen einen neuen Charakter.