DOMRADIO.DE: Wir sind im Gespräch mit zwei Banken, die fusionieren wollen: die Pax-Bank aus Köln und die Bank für Kirche und Caritas aus Paderborn. Anfang Februar haben die Aufsichtsräte grünes Licht gegeben, wie ist denn das erste Zwischenfazit?
Dr. Richard Böger (Vorstandsvorsitzender Bank für Kirche und Caritas Paderborn): Wir liegen voll im Plan. Bei den Verhandlungen sind wir sehr zügig vorangekommen und haben sie weitestgehend erfolgreich abgeschlossen. Die Beschlüsse sind vorbereitet. Beide Banken haben zu außerordentlichen Generalversammlungen eingeladen, auf denen unsere Mitglieder über die Fusion entscheiden. Diese Versammlungen finden Mitte September statt, erst in Köln, dann in Paderborn. Persönlich hoffe ich auf die Zustimmung unserer Mitglieder, damit wir dann planmäßig die Fusion Mitte nächsten Jahres vollziehen können.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie die Mitglieder versammeln, müssen Sie denen ja auch Vorteile versprechen, die diese Fusion bringt. Was sind das für Vorteile?
Böger: Für uns als auf Kirche und Sozialbranche konzentrierte Bank ist es besonders wichtig, für unsere Kunden innovative Leistungen anzubieten. Das erfordert Manpower und viel Innovationskraft. Mit gemeinsam ca. 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können wir zukünftig viel zielgerichteter und ganzheitlicher neue Themen entwickeln. Beide Banken sind von der Bilanzsumme groß, aber von der Mitarbeiterzahl mit 145 in Paderborn und etwa 178 in Köln aber vergleichsweise klein. Wir müssen aber beide die gesamte Dienstleistungspalette einer Bank abbilden. Die Vorteile, die wir uns von einer größeren Einheit versprechen, kommen natürlich unseren Mitgliedern zugute. Gemeinsam haben wir weitaus bessere Möglichkeiten, uns bei Beratungen und Dienstleistungen auf die besonderen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden zu spezialisieren. Darüber hinaus erhöhen wir gemeinsam unsere Kreditobergrenze und können so unsere ebenfalls wachsenden Kunden weiterhin umfänglich mit Krediten versorgen. Beim Thema Regulatorik müssen wir nicht zwei Mal prüfen, wie wir die Anforderungen erfüllen. Das schont unsere knappen Kapazitäten.
DOMRADIO.DE: Ist eine Fusion für kirchliche Banken zwingend notwendig?
Dr. Klaus Schraudner (Vorstandsvorsitzender Pax-Bank): In beiden Banken besteht kein Zwang für eine Fusion, aber für beide Banken ist es höchst sinnvoll, damit wir noch erfolgreicher im Markt agieren können. Schauen wir auf unsere Kundinnen und Kunden. Die Krankenhäuser schließen sich zu großen Konzernen zusammen, die Pfarrgemeinden werden größer und größer. Folglich steigen die Anforderungen bei nahezu allen Kundengruppen. Und deshalb hilft es uns, wenn auch wir größer werden, um noch bedarfsgerechter und intensiver mit unseren Kunden agieren zu können. Das gilt für das Kreditgeschäft, für die Wertpapierberatung und den Zahlungsverkehr.
Es gilt in gleicher Weise auch für neue Geschäftsfelder. Warum sollen wir für Kirche nicht zusätzliche Dienstleistungen zum Beispiel in Finanzprozessen oder Nachhaltigkeitsfragen anbieten, für deren Entwicklung wir gemeinsam mehr Kraft haben? Gemeinsam haben wir die notwendige Größe und können zum Beispiel Verwaltungstätigkeiten für unsere Kunden vereinfachen, die dadurch Kirchensteuermittel für die Seelsorge einsetzen können.
DOMRADIO.DE: Es gibt ja noch weitere kirchliche Banken. Ist diese Kooperation grundsätzlich offen für weitere Fusionen?
Schraudner: Zunächst müssen wir jetzt erst einmal zusammenwachsen, wenn unsere Mitglieder der Fusion zustimmen. Die Botschaft lautet aber ganz klar: Wir sind offen für weitere Kooperationen. Bereits heute sind wir mit anderen Kirchen- und Spezialbanken zu verschiedenen Themen im Gespräch, mit denen wir gemeinsam für unsere Kundinnen und Kunden zusätzlichen Mehrwert stiften können und bei denen wir nicht im Wettbewerb stehen. Um ein Beispiel zu nennen: Seit Jahren bündeln wir unsere Anforderungen gegenüber unserer gemeinsamen Rechenzentrale und entwickeln gemeinsam effiziente, digitale Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden.
DOMRADIO.DE: Was ist denn das Erfolgsrezept, das diese Fusion bis dato so gut über die Bühne geht?
Böger: Wir haben uns von Anfang an sehr, sehr gut verstanden und die Chemie stimmt, insbesondere zwischen den Vorständen und den Aufsichtsräten. Alle ziehen an einem Strang und agieren auf Augenhöhe. Wir gehen ohne Machtambitionen in unsere Gespräche hinein und vertrauen uns gegenseitig. Und das ist natürlich ganz wichtig. Wir als Paderborner haben schon eine gescheiterte Fusion hinter uns und haben daraus gelernt, anders in die Gespräche mit der Pax-Bank in Köln zu gehen. Da habe ich persönlich ein sehr, sehr gutes Gefühl. Und deshalb bin ich davon überzeugt, dass das ein Erfolgsprojekt wird.
DOMRADIO.DE: Größe bringt nicht nur Vorteile, sondern es stellen sich auch eine ganze Reihe von Herausforderungen. Wo liegen die ganz speziell in diesem Bereich?
Schraudner: Eine große Herausforderung stellt sicher die Entfernung zwischen Paderborn und Köln dar. Ganz wichtig ist uns hierbei: Wir wollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord behalten. Diese Garantie haben wir auch ausgesprochen und wir werden sicherstellen, dass jede und jeder von seinem bisherigen Standort aus arbeiten kann. Unsere zentrale Herausforderung besteht darin, die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir vollständig digital zusammenarbeiten können. Jedes Team wird aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschiedenen Standorten bestehen, damit wir sehr schnell zusammenwachsen und Teambuilding stattfindet. Auch wenn wir gerade bei der Digitalisierung und der standortübergreifenden Zusammenarbeit bereits sehr weit sind, haben wir noch einiges vor uns.
Böger: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten schon im Home-Office. Das heißt, die Kommunikation über digitale Medien, über Videokonferenzen, E-Mail, Livestreams, Microsoft Teams, ist bereits geübte Praxis. Daher bin ich überzeugt, dass es auch nach der Fusion funktioniert. Klar ist natürlich: Jeder Zusammenschluss wird auch Konflikte und Friktionen bringen. Man muss auf liebgewonnene Gewohnheiten teilweise verzichten. So zu tun, als ob da nie Reibung entstehen würde, wäre naiv. Da muss man auch Rückgrat zeigen und durch kluges Management die vereinbarten Prinzipien im gesamten Haus durchsetzen. Aber das sind Übergangsprobleme, die es bei jeder Fusion gibt.
DOMRADIO.DE: Was haben denn die Westfalen von den Rheinländern im Zusammenhang mit diesen Fusionsgesprächen gelernt?
Böger: Karneval feiern, das können die Kölnerinnen und Kölner auf jeden Fall besser. Wir sind dafür bei Libori ganz vorne. Für die Westfalen ist der Weg nach Köln sehr angenehm. Wenn die Bahn zuverlässiger wäre, würde es noch besser funktionieren. Aber wir haben damit kein Problem. Und Sie müssen wissen: Es gibt in Paderborn eine einzige Gaststätte, die Kölsch hat, und die steht direkt vor der Bank für Kirche und Caritas.
DOMRADIO.DE: Und die Kölner freuen sich auf Paderborn?
Schraudner: Auf die Zusammenarbeit mit dem Team in Paderborn freue ich mich riesig. Ich spüre eine große Herzlichkeit, eine große Fachlichkeit und große Lust auf die Zusammenarbeit zwischen den beiden Banken.