Kirchenhistoriker sieht Bedarf an charismatischen Päpsten

Mit medialer Ausstrahlung und Charisma

Die Herausforderungen für das Papstamt werden immer größer, meint der Papstexperte Jörg Ernesti. Schwache Gestalten auf dem Stuhl Petri kann sich die Kirche nicht mehr leisten. Ein Pontifex müsse vieles austarieren.

Papst Franziskus mit Mitra und Kreuz, von hinten, während einer Messe in der Kirche San Crispino am 3. März 2019 in Rom / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus mit Mitra und Kreuz, von hinten, während einer Messe in der Kirche San Crispino am 3. März 2019 in Rom / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Papst Franziskus verfolgt aus Sicht des Kirchenhistorikers Jörg Ernesti einen "prophetischen" Kurs, indem er den Zentralismus in der katholischen Kirche abbaut. 

Jörg Ernesti / © privat (privat)
Jörg Ernesti / © privat ( privat )

"Sie darf nicht von einer Person abhängen, sei sie auch noch so charismatisch", sagte Ernesti dem Internetportal katholisch.de (Montag). Mit seinem Konzept der Synodalität werte Franziskus die einzelnen Ortskirchen auf und hebe ihre Zusammenarbeit mit dem Papsttum hervor.

Immer größere Herausforderungen für das Papstamt

Der Augsburger Kirchenhistoriker, der soeben ein Buch über die Geschichte der Päpste seit 1800 veröffentlicht hat, sieht immer größere Herausforderungen für das Papstamt. "Ein Papst ohne mediale Ausstrahlung, ohne persönliches Charisma, ohne politisches Gewicht, ist nicht mehr vorstellbar. Schwächere Gestalten im Papstamt kann man sich nicht mehr leisten."

Die katholische Kirche sei ein großer Tanker und allein unter Franziskus um 150 Millionen auf fast 1,4 Milliarden Katholiken gewachsen. Dabei gebe es unterschiedliche Geschwindigkeiten in der Wahrnehmung von Modernität oder moderner Gesellschaft. 

"Wenn Sie sich mit mehreren Päpsten beschäftigen, stellen Sie fest, dass ein Pontifex sehr viele Rücksichten nehmen, vieles austarieren muss. Er kann auch nicht so handeln, wie es ihm sonst persönlich liegen würde. Dieser Zwiespalt lässt sich auch bei Franziskus feststellen."

Jörg Ernesti

Jörg Ernesti / © Christopher Beschnitt (KNA)
Jörg Ernesti / © Christopher Beschnitt ( KNA )
Quelle:
KNA