DOMRADIO.DE: Es treffen sich Katholische Jugendchöre aus ganz Deutschland. Wie muss man sich denn so ein Wochenende vorstellen?
Stefan Starnberger (Chorleiter und Kölner Diözesanvorsitzender von Pueri Cantores): Das ist vor allem bunt, aber trotzdem spirituell und geistlich. Es kommen etwas über 1.500 Jugendliche der "Pueri Cantores". Das ist ein weltweiter Kinderchorverband innerhalb der katholischen Kirche. Wir im Erzbistum Köln sind mit fünf Jugendchören dabei.
Es gibt Friedensgebete, wo sich verschiedene Chöre zu einem Gebet treffen. Dann gibt es Begegnungskonzerte, bei denen ein Chor einen anderen trifft und die dann ein echtes Konzert auf die Beine stellen. Und es gibt den großen Abschlussgottesdienst mit dem jeweiligen Ortsbischof, in diesem Fall in Münster mit Bischof Felix Genn.
DOMRADIO.DE: Es gibt also jede Menge Musik an dem gesamten Wochenende und auch eine Chorparty. Wie wichtig ist denn so ein Austausch unter Chören und auch zwischen Chorleiterinnen und Chorleitern?
Starnberger: Der ist extrem wichtig, weil ja die meisten Chorleiterinnen und Chorleiter bei sich zu Hause alleine proben und singen. Die Begegnung mit anderen Jugendlichen ist gerade auch für die Choristen gut und hilfreich, weil sie dann spüren, dass sie in einer großen Gemeinschaft singen können, was auch anders klingt.
Wir hatten letztes Jahr das große internationale Festival in Florenz. In zwei Jahren gibt es eines in München und diesmal eben für Jugendliche in Münster, wobei es 1.600 oder 1.500 Sänger gibt. Aus dem Erzbistum kommen nur fünf Chöre, es wollten acht kommen. Die Veranstalter mussten auch noch Chören absagen, was ja ein gutes Zeichen ist. Das heißt nämlich, dass das Interesse auf jeden Fall riesengroß ist.
DOMRADIO.DE:. Durch die Corona-Pandemie haben die Chöre teilweise sehr gelitten. Wie wichtig ist es denn jetzt wieder ohne Angst gemeinsam in großer Zahl singen zu können?
Starnberger: Die Corona-Beschränkungen sind ja fast alle gefallen. Man muss sich ja extrem erinnern, was man da noch machen musste vor zwei Jahren. Wir sind sehr froh, dass wir mehr oder weniger heil durch diese Krise gekommen sind.
Wir haben sicher auch Verluste in einigen Chören. Ich kann die jetzt nicht so genau beziffern, aber vom Gefühl her wird das jetzt in Münster so sein wie in den Vorjahren, denke ich.
Im Jahr 2011 gab es ein großes Chorfestival in Würzburg, 2019 in Paderborn oder letztes Jahr in Florenz. Es ist einfach wichtig, dass gerade die Jugendlichen diese Gemeinschaft erfahren, und zwar sowohl musikalisch wie auch religiös.
DOMRADIO.DE: Es ist ja ein katholischer Verband. Bei der Kirche und jungen Menschen, da hat man oft so ein bisschen das Gefühl, das scheint nicht mehr so richtig gut zu passen. Wie wichtig ist dann so ein Treffen auch aus Sicht der Glaubensvermittlung oder um auch mal Kirche positiv zu erleben?
Starnberger: Das Führungspersonal der katholischen Kirche ist ja im Moment nicht so das Aushängeschild, das wir zeigen können. Es gibt aber ganz viele Juwelen im katholischen Jugendbereich. Eines ist die musikalische Arbeit mit Heranwachsenden. Gerade bei "Pueri Cantores" ist das ja auch nicht irgendein Singen, das ist ja schon ein Singen, das gewissen Maßstäben dient und auch theologisch eine Botschaft verkünden will in dieser musikalisch-geistlichen Form, wie wir das wollen.
"Pueri Cantores" veranlasst ja auch immer wieder Neukomposition. Gerade für dieses Festival ist ein Messordinarium neu komponiert worden. Das Festival steht ja unter dem Motto Frieden ("Gib Frieden!"). Gerade da sind auch neue Kompositionen erstellt worden, die entsprechend gesungen werden. Es gibt da auch eine Bewegung nach vorne.
DOMRADIO.DE: Sie haben die Begegnungskonzerte angesprochen. Wird da vielleicht auch so ein bisschen verglichen. Schaut vielleicht der eine Jugendchor, ob die anderen ein bisschen besser sind?
Starnberger: Die Gefahr besteht, aber das geht normalerweise dann auch raus. Wir aus Wuppertal kommen mit zwölf Choristen und singen ein Konzert mit einem Chor aus Rheda-Wiedenbrück. Die sind, glaube ich, zu 30 Personen da. Dann singen wir einzeln und dann wieder zusammen.
In früheren Jahren, das ist schon lange her, gab es sicher noch mehr Konkurrenzdruck, als es auch noch mehr Chöre gab. Da glaube ich, dass das sehr nachgelassen hat. Das ist auch eine gute Entwicklung.
DOMRADIO.DE: Auf was freuen Sie sich denn persönlich am meisten?
Starnberger: Ich freue mich am meisten, wenn es allen gut gefallen hat, wenn also alle bereichert und glücklich von diesem Festival zurückkehren und ich mit den Chorleiterinnen und Chorleitern in gutem Kontakt und Austausch stand.
Das Interview führte Mathias Peter.