Kirchenoberhaupt fordert Erhalt säkularer Verfassung Indiens

Zunehmende Gewalt gegen Christen

Das Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche hat sich vor den anstehenden Wahlen in Indien für die säkulare Verfassung ausgesprochen. Sie müsse bewahrt werden, auch um Minderheiten zu schützen. Damit stellt er sich gegen die Regierung.

Syro-malabarische St. Joseph Kirche in Kerala, Indien / © PREJU SURESH (shutterstock)
Syro-malabarische St. Joseph Kirche in Kerala, Indien / © PREJU SURESH ( shutterstock )

Vor den Parlamentswahlen in Indien hat das Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche den Schutz der Rechte religiöser Minderheiten gefordert. Der Großerzbischof der mit Rom unierten Kirche, Raphael Thattil, rief die Gläubigen auf, für eine Partei zu stimmen, die den säkularen Charakter der Verfassung des Landes respektiere. 

Die zunehmende Gewalt gegen Christen bezeichnete er als "schmerzhaft", wie der asiatische Pressedienst Ucanews am Montag berichtete. Thattil habe jedoch keine Wahlempfehlung für oder gegen eine Partei ausgesprochen und die neutrale Haltung der Kirche betont. Die syro-malabarische Kirche hat eigenen Angaben zufolge weltweit etwa fünf Millionen Anhänger.

Der indische Premierminister Narendra Modi nach der Eröffnung eines Tempels, der dem hinduistischen Gott Ram gewidmet ist / © Press Information Bureau (dpa)
Der indische Premierminister Narendra Modi nach der Eröffnung eines Tempels, der dem hinduistischen Gott Ram gewidmet ist / © Press Information Bureau ( dpa )

Partei plant theokratischen Hindu-Nation

Indien wählt ab dem 19. April über sechs Wochen in sieben Phasen ein neues Parlament. Der Ministerpräsident Narendra Modi strebt eine dritte Amtszeit an. Seine hinduistisch-nationalistische Indische Volkspartei (BJP) will das laut Verfassung säkulare Indien zu einer theokratischen Hindu-Nation zu machen. Religiöse Minderheiten wie Christen und Muslime sind nach Auffassung der Hindunationalisten Inder, die während der Herrschaft der islamischen Mogul-Kaiser und danach durch die britische Kolonialmacht konvertiert wurden. Mit einer als "Ghar Wapsi" (Heimkehr) bezeichneten Kampagne wollen Hindunationalisten Christen und Muslime wieder zum Hinduismus bekehren.

Rund 80 Prozent der Bevölkerung Indiens sind Hindus, etwa 13 Prozent Muslime und jeweils rund 2 Prozent Christen und Sikhs. Seit dem Amtsantritt von Modi im Mai 2014 ist die Zahl der registrierten Fälle von Gewalt gegen Christen deutlich gestiegen.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA