Es ist alles andere als ein Routine-Treffen, zu dem die Deutsche Bischofskonferenz ab Montag in Fulda zusammenkommt. Ein schwer zu entwirrendes Knäuel personeller und inhaltlicher Fragen liegt auf dem Tisch.
Umgang mit Reformvorschlägen
Das komplexeste inhaltliche Thema betrifft den Umgang der Bischöfe mit den weit gehenden Reformvorschlägen, die vom 30. September an in der Vollversammlung des Synodalen Wegs in Erster Lesung beraten werden. Das Unbehagen etlicher Bischöfe mit den Forderungen des synodalen Forums zum Thema "Macht und Gewaltenteilung" wiegt so schwer, dass die Glaubenskommission der Bischofskonferenz beauftragt wurde, die Texte zu prüfen und in Fulda darüber zu berichten.
Andeutungen des beim Bericht federführenden Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer legen den Schluss nahe, dass eine Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe für den Forums-Text unwahrscheinlich ist. Sollte es in Fulda mit Blick auf Frankfurt zu einer Probeabstimmung mit entsprechenden Mehrheitsverhältnissen in dieser Frage kommen, stünde der Synodale Weg eine gute Woche danach vor einem Dilemma: Die Bischöfe, die nach der geltenden Lehre gemeinsam mit dem Papst das Hirten- und Lehramt in der Kirche ausüben, würden sich dann dem Text entgegenstellen, der genau dieses bischöfliche Machtmonopol durch ein demokratischeres Modell der Teilhabe ersetzen will.
Synodaler Weg und Weltsynode
Mindestens so knifflig wie das Miteinander (oder Gegeneinander) der Versammlungen von Fulda und Frankfurt ist die Frage, welche Rolle die deutschen Bischöfe bei der "Verzahnung" des Synodalen Wegs in Deutschland mit dem synodalen Prozess auf Weltebene übernehmen können, den Papst Franziskus ausgerufen hat. Als der deutsche Synodale Weg 2019 beschlossen wurde, herrschte die Erwartung vor, die Deutschen könnten weit reichende Reformvorschläge beschließen, diese dann nach Rom tragen und beim Papst vorbringen. Dabei schwang die Hoffnung mit, dass all dies in ein neues weltweites Reformkonzil münden könne, bei dem dann die Deutschen - wie bereits beim Konzil vor knapp 60 Jahren - die Rolle der Antreiber übernehmen könnten.
Nun aber hat der Papst mit dem Prozess einer Beratung in allen Erdteilen, die im Oktober 2022 in eine Weltbischofssynode münden soll, das deutsche Synodalprojekt relativiert. Er hat es zu einer Episode (unter anderen) des weltweiten Kirchenpalavers über Reformen werden lassen. Und das weltweite Projekt setzt in seinen Reformzielen deutlich bescheidener an als die Deutschen; die römischen Fragebögen zur Weltbischofssynode lassen daran wenig Zweifel. Die deutschen Bischöfe sind es aber, die in beiden Projekten Sitz und Stimme haben. An ihnen liegt es, wie viel von den Versammlungen am Main am Ende in die Synode am Tiber fließt.
Dem Konferenzvorsitzenden Georg Bätzing, Bischof von Limburg, kommt daher auf mehreren Ebenen eine Schlüsselrolle zu. Als Vorsitzender der deutschen Oberhirten ist er kommendes Jahr in Rom als Teilnehmer der weltweiten Bischofs-Synode gesetzt, internationale Aufmerksamkeit ist ihm dort gewiss. Als Ko-Präsident der deutschen Synodalversammlungen in Frankfurt wird er immer neue Kompromisse schmieden müssen - und in Fulda muss er jetzt seine Mitbrüder zunächst einmal davon überzeugen, dass es sich überhaupt noch lohnt, trotz aller Spannungen und Spagate den deutschen Synodalen Weg nicht zu verlassen.
Wichtige Personalfragen
Neben diesen kirchenpolitischen Herausforderungen stehen in Fulda auch wichtige Personalfragen an. Drei Mitglieder der Konferenz haben in diesem Jahr im Zusammenhang mit den klerikalen Missbrauchsfällen ihren Rücktritt vom Bischofsamt angeboten. Der Papst hat - Stand jetzt - keinen davon angenommen, und doch wirken die wieder (oder weiter) amtierenden Oberhirten angeschlagen. Vor allem die Akteure in den "Kölner Wirren" sind bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung nicht rehabilitiert. Das beschleunigt den deutschlandweit ungebremsten Exodus der Kirchenmitglieder.
Vor diesem Hintergrund gestalten sich die Wahlen für die Kommissionen der Bischofskonferenz, die eigentlich die inhaltliche Arbeit der Kirche voranbringen sollten, noch schwieriger als sonst. Dabei müssen persönliche Vorlieben und der kirchenpolitische Proporz berücksichtigt werden. Etliche Bischöfe legen altersbedingt ihre Kommissionsvorsitze nieder. Die Nachbesetzungen werden Aufschluss geben über die Mehrheitsverhältnisse innerhalb der Konferenz und über die Köpfe in der jüngeren Bischofsgeneration - aber auch darüber, welche Vermittlungsfähigkeiten die neue Generalsekretärin Beate Gilles und der Vorsitzende Bätzing entfalten können.