Was beschäftigt die deutschen Bischöfe auf der Vollversammlung in Fulda?

"Alles andere als eine normale Arbeitskonferenz"

Am Montag beginnt die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe. Der Synodale Weg bestimmt die Themenlage, weiß DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen. Doch auch die anstehenden Wahlen werden richtungsweisend sein.

Deutsche Bischöfe (dpa)
Deutsche Bischöfe / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was erwartet denn die Bischöfe in Fulda bei ihrem Treffen?

Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE Chefredakteur): Fangen wir mal mit der Wetterprognose an, die ist einfacher. Spätsommerliches, schönes Herbstwetter ist angesagt. Coronabedingt treffen sich die Bischöfe dieses Mal nochmal im barocken Stadtschloss in Fulda. Das ist natürlich eine tolle Atmosphäre. Aber ich glaube, die Bischöfe würden da gerne drauf verzichten, denn sie sind in diesem Jahr ja wirklich in ganz schwerem Fahrwasser. Da wären sie vielleicht doch lieber in der Abgeschiedenheit des Priesterseminars.

Aber so müssen sie dann hin und wieder eben auch über die Straßen und den Journalisten begegnen, die vor Ort sein werden. Es gibt zahlreiche Proteste, die auch angekündigt sind. Alles rund um die Bischofskonferenz ist in diesem Jahr ganz besonders spannend. Wir denken nur an die Causa des Hamburger Erzbischofs Heße, der erst ganz aktuell vom Papst im Amt bestätigt worden ist. Da gibt es viel Diskussionsbedarf und das ist alles andere als eine normale Arbeitskonferenz.

DOMRADIO.DE: Was steht ganz oben auf der Tagesordnung?

Brüggenjürgen: Das ist natürlich der Synodale Weg, der Ende des Monats ansteht. Die Bischöfe und die Laien haben sich auf diesen Synodalen Weg gemacht, um die notwendigen Reformen einzuleiten. Da gibt es eine große Beführworterfront. Aber es gibt auch scharfe Kritiker, die sich um den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer versammeln. Da tritt teilweise ein ganz anderes Kirchenbild zutage und es ist notwendig, dass man versucht, die Reihen zu schließen und sich abzustimmen.

Wichtig ist vielleicht in dem Zusammenhang, dass man sich daran erinnert, dass der Synodalen Weg ja nicht von irgendwelchen Reformern ausgerufen worden ist, sondern dass es die Bischöfe selber waren, die 2018 nach der MHG-Studie, wo es um die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs ging, selber auf die Laien dann zugegangen sind und gesagt haben: Wir müssen gemeinsam schauen, wie wir die strukturellen Veränderungen angehen.

Das ist auch in diesem Zusammenhang jetzt nochmal wieder interessanter geworden, denn Papst Franziskus hatte in Rom ja auch seine ganze Kirche weltweit auf einen Synodalen Weg gebracht und insofern wird man schauen, wie die Zusammenhänge sind und wie die Abstimmungen laufen, damit man möglichst in geschlossener Front gemeinsa diesen Synodalen Weg gehen kann.

DOMRADIO.DE: Es stehen auch Wahlen an. Wen oder was müssen die Bischöfe in Fulda wählen?

Brüggenjürgen: Es gibt 14 bischöfliche Kommissionen, wie zum Beispiel "Politik und Gesellschaft", aber auch kleinere Kommissionen, von denen vielleicht viele noch nie was gehört haben: eine publizistische Kommission oder "Bildung und Erziehung". Da wissen wahrscheinlich die meisten überhaupt nicht, wer da den Vorsitz hat. Das sind aber wichtige Arbeitskommissionen.

Da müssen Stellvertreter gewählt werden, da müssen Vertreter in diese Kommission gesandt werden, da gibt es Beauftragte. Also das ist viel Holz und ein bisschen auch immer eine Signalwirkung. Denn wenn manschaut, wer der neue Vorsitzende der Glaubenskommission wird, dann kann sich ja eventuell auch eine gewisse Tendenz abzeichnen. Für uns als Journalisten sind das bisweilen dann zumindest einige Richtungsentscheidungen, die wir wahrnehmen können.

DOMRADIO.DE: Außerdem steht eine echte Premiere an in der langen Geschichte der Deutschen Bischofskonferenz. Es wird nämlich die erste Vollversammlung sein, bei der eine Frau in führender Position dabei ist, als Generalsekretärin und damit als erste Frau in dieser Position überhaupt.

Brüggenjürgen: Ja und als erste Frau unter den Bischöfen, die sich seit über 150 Jahre in Fulda treffen. Mit Monty Phyton könnte man sagen: Ist denn "Weibsvolk" anwesend? Diesmal garantiert, denn Beate Gillis ist die Generalsekretärin und seit dem Sommer im Amt. Sie folgt dem langjährigen Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. Da wird zum Beispiel ganz spannend sein, mal zu gucken, wo die Dame denn platziert wird. Also man hat beim Titel schon darauf geachtet, dass sie jetzt nicht nur Sekretärin heißt, wie Pater Langendörfer zuletzt, sondern dass es jetzt eine Generalsekretärin ist. Das wird ja dem Amt auch gerecht.

Pater Langendörfer, das wissen wir, weil das in der Bischofskonferenz immer ganz hierarchisch war, der saß ganz hinten auf dem allerletzten Platz quasi. Vielleicht darf Frau Gilles da mal ein bisschen nach vorne rücken. Wir werden gespannt sein. Auf jeden Fall ruhen hohe Erwartungen nicht nur auf den Bischöfen, sondern auch ein Stück auf der neuen Generalsekretärin. Denn gerade die Frauen sind es ja, die in diesen Monaten die Kirche doch auf Vordermann bringen und in Bewegung sehen wollen.

DOMRADIO.DE: Was sind denn deine persönlichen Erwartungen?

Brüggenjürgen: Ich hoffe mal, dass die Bischöfe sich nicht nur mit sich selber und ihren Strukturfragen und all ihren eigenen Problemen beschäftigen werden, sondern dass sie auch im Blick behalten, vor welchen aktuellen Herausforderungen wir gegenwärtig stehen. Ein Stichwort sind die Flüchtlingsströme, die ja nicht abreißen, die weltweit eine riesige Herausforderung sind. Stichwort Klimakrise, das sind alles große globale Themen.

Da wünsche ich mir, dass Bischöfe sich da auch ins Zeug legen und positionieren, neben all den anderen Sachen. Auf jeden Fall freue ich mich darauf. Das werden garantiert in diesem Jahr angesichts der aktuellen vielen Herausforderungen ganz spannende Tage in Fulda.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz (KNA)
Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR