Die neuerlichen Proteste gegen Rechtsextremismus finden auch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland große Unterstützung. Einige Bischöfe wollen selbst an Protesten teilnehmen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kündigte für den kommenden Katholikentag eine Auseinandersetzung mit dem Thema an.
ZdK blickt mit Sorge auf rechtes Erstarken
Man schaue "mit Sorge auf das Erstarken rechtspopulistischer, antidemokratischer und antisemitischer Überzeugungen und Bewegungen – auch in der Mitte von Kirche und Gesellschaft", hieß es am Freitag im ZdK-Hauptausschuss. Deswegen solle beim diesjährigen Katholikentag in Erfurt das demokratische Engagement aufgenommen und weitergeführt werden. Die Großveranstaltung sei "ein Ort der Bestärkung der Demokratie, des Pluralismus und des Respekts".
Darüber hinaus will das Komitee für die im Juni anstehende Europawahl zur Wahl aufrufen. "Aus Demonstrationen müssen Stimmen für demokratische Parteien werden - in Europa, in Deutschland, in Bundesländern und Kommunen", hieß es.
Kirchenvertreter kündigen Teilnahme an Demos an
In Niedersachsen kündigten mehrere führende Kirchenvertreter ihre Teilnahme an Demos an. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer begründete seine Teilnahme an einer Demo am Samstag damit, dass ein Eintreten jedes Bürgers für das demokratische Gemeinwesen wichtig sei: "Unsere Demokratie lebt, weil sich ganz viele Menschen in Deutschland für sie einsetzen."
An einer ebenfalls für Samstag geplanten Demonstration in Osnabrück werden nach Auskunft der Diözese Domkapitular Ulrich Beckwermert und die Leiterin der Seelsorgeabteilung, Martina Kreidler-Koos, teilnehmen. Für den niedersächsischen Teil des Bistums Münster nimmt Weihbischof Wilfried Theising am Samstag in Oldenburg an einer Gedenkstunde für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma teil und wird dort auch sprechen.
Bischof Dieser sieht in Protesten eine "starke politische Willensbekundung"
Der Aachener Bischof Helmut Dieser nannte die Proteste eine "starke politische Willensbekundung", der er sich anschließen wolle. Zugleich betonte er, "dass Demonstrationen auf der Straße nicht genügen, um Politik zu gestalten und in die richtige Richtung zu lenken". Entscheidend sei die politische Willensbekundung in freien Wahlen.
Alle in Bundestag und Landesparlamenten vertretenen Parteien müssten sich in einen "kritisch-konstruktiven politischen Diskurs mit den von den radikalen Parteien vertretenen Politikabsichten begeben". Dabei gelte es, "Schwächen, Anstößigkeiten und Abgründe in freier Debatte zu entlarven". Es müsse erkennbar sein, dass um die besseren Lösungen von Problemen und Herausforderungen gerungen werde. "Bloße Verbote oder wechselseitige Herabwürdigungen genügen nicht", mahnte Dieser.
Ordensleute unterstützen die Proteste
Auch die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) unterstützt die Proteste. Auch Ordensleute gingen für Demokratie und Vielfalt und gegen Rechtsextremismus auf die Straße. "Dass aus Fremden Geschwister werden, ist für uns alltäglicher Auftrag und ständige Erfahrung", so die DOK. Dieses Anliegen sei für die gesamte Gesellschaft von größter Bedeutung.