Kirchliches Arbeitsrecht muss sich laut Marx rasch ändern

"Queere Menschen gehören zu uns"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx spricht sich für eine rasche und grundlegende Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts aus. Außerdem wolle er sich mit Menschen im eigenen Erzbistum austauschen, die sich nicht trauen, sich zu outen.

Symbolbild Kardinal Marx hinter Mikrofonen von Rundfunk- und Fernsehanstalten / © Robert Kiderle (KNA)
Symbolbild Kardinal Marx hinter Mikrofonen von Rundfunk- und Fernsehanstalten / © Robert Kiderle ( KNA )

"Queere Menschen gehören zu uns und müssen auch in der Kirche arbeiten dürfen", sagte er am Donnerstagabend bei der Verleihung des Katholischen Medienpreises in Bonn. "Ich will auch, dass das aufhört", fügte Marx hinzu als Antwort auf die Forderung von Laudatorin Anne Will. Die TV-Moderatorin hatte zuvor erklärt: "Auch ich bin lesbisch und weiter - auch zahlendes - Mitglied der katholischen Kirche - und auch ich möchte, dass die menschenverachtende Diskriminierung queerer Menschen endlich aufhört!"

Beim Katholischen Medienpreis wurde unter anderem die ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf - Coming-Out in der Katholischen Kirche" ausgezeichnet. Darin geht es um 125 Mitarbeitende der katholischen Kirche in unterschiedlichen Positionen, die sich als queer outen. "Queer" ist ein Sammelbegriff für sexuelle Minderheiten, unter denen Homosexuelle die größte Gruppe sind.

Nur eine Imagekampagne?

Filmautor Hajo Seppelt und Anne Will ergänzten, mit der Auszeichnung des Films alleine sei noch nicht viel gewonnen. Die Kirche müsse im Alltag beweisen, dass sie es ernst meine, und ihre Sexualmoral grundlegend verändern.

Vor der Preisverleihung hatte die Initiative #OutInChurch den katholischen Bischöfen vorgeworfen, die Auszeichnung des Films sei lediglich eine "Imagekampagne": "Solange seitens der Bischöfe keine konkreten Taten folgen, nimmt #OutInChurch die Verleihung eines Medienpreises als Versuch einer reinen Imagekampagne auf dem Rücken queerer Menschen wahr."

Marx wünscht sich Austausch

Beim Katholischen Medienpreis 2022 wurde der Film 'Wie Gott uns schuf' ausgezeichnet.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Beim Katholischen Medienpreis 2022 wurde der Film 'Wie Gott uns schuf' ausgezeichnet. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Mehrere Mitglieder der Initiative entrollten während der Preisverleihung ein Banner und demonstrierten gegen Diskriminierung und für Veränderungen im Arbeitsrecht. Auf die Anmerkung, auch in seinem Erzbistum München und Freising gebe es Angehörige sexueller Minderheiten, die sich nicht trauten, dazu öffentlich zu stehen, entgegnete Marx, er wolle sich gerne mit diesen Menschen austauschen: "Die sollen sich bei mir melden."

Am 21. und 22. November wollen die katholischen Bischöfe in Deutschland über Reformen im kirchlichen Arbeitsrecht entscheiden. Der Entwurf sieht gravierende Änderungen vor. Unter anderem soll als einziger Kündigungsgrund "kirchenfeindliches Verhalten" erhalten bleiben. Privatleben, Familienstand und sexuelle Orientierung sollen keine Rolle mehr spielen. Marx betonte, er wolle alles dafür tun, dass die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für die Reform zustande komme.

Medien seien eine Säule der Gesellschaft

Die Bischofskonferenz schreibt den Preis gemeinsam mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten und dem Katholischen Medienverband aus. "Für mich ist eindeutig: ohne einen starken und unabhängigen Journalismus können wir die Krisen unserer Zeit nicht meistern", betonte Marx bei der Verleihung.

Die Kirche sei in der Verantwortung, den Journalismus zu stärken, denn "Medien schaffen Diskursräume, die die Menschen zusammenführen, sie kritisieren und offenbaren Fehlentwicklungen und Missstände, natürlich auch in der Kirche". Funktionierende Medien seien eine Säule der Gesellschaft, die dauerhaften Schieflagen entgegenwirken könne. Die diesjährigen Preisträger hätten sich auf genau diese Suche begeben, um "berührende und gesellschaftlich relevante Geschichten zu erzählen", so der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Katholischer Medienpreis

Die Deutsche Bischofskonferenz, gemeinsam mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband, vergibt seit 2003 jährlich den "Katholischen Medienpreis", der in der Nachfolge des seit 1974 verliehenen "Katholischen Journalistenpreises" steht. Der Preis soll Journalistinnen und Journalisten zu qualitäts- und werteorientiertem Journalismus motivieren.

Symbolbild Kirche und Medien / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Kirche und Medien / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR