Johanniter stellen "Tiny Houses" für Flutopfer bereit

"Klein, aber fein"

Tiny Houses sollen den Menschen helfen, die von der Flut an der Ahr betroffen waren. Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist an der Aktion beteiligt. Damit soll den Betroffenen eine würdige Übergangslösung geboten werden, weihnachtlich dekoriert.

Alexandra Neufeld und Christian Görg von den Johannitern mit dem Ortsbürgermeister von Dernau, Alfred Sebastian (Mitte) bei der symbolischen Schlüsselübergabe für die Tiny Houses in Dernau (privat)
Alexandra Neufeld und Christian Görg von den Johannitern mit dem Ortsbürgermeister von Dernau, Alfred Sebastian (Mitte) bei der symbolischen Schlüsselübergabe für die Tiny Houses in Dernau / ( privat )

DOMRADIO.DE: Was macht Tiny Houses aus?

Christian Görg (Regionalvorstand Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Mittelrhein): Tiny Houses sind ganz modern und liegen schön im Trend und es sind einfach kleine, feine Unterkünfte. Sie sind fahrbar, auch transportierbar, auch mit einem Anhänger und haben alle eine Größe zwischen 18 und 28 Quadratmetern.

DOMRADIO.DE: Ist da alles drin, auch Küche und Schlafzimmer?

Görg: Genau, es ist voll möbeliert, teilweise für zwei Personen, teilweise für vier Personen, mit Schlafzimmern, mit Dusche, mit Küche, mit Kochnische, mit Kühlschränken. Alles, was man für den alltäglichen Bedarf braucht. Die Häuser sind beheizt mit Strom- und Gasheizung, teilweise auch mit Holzöfen. Also wirklich klein, aber fein.

DOMRADIO.DE: Bis Mitte Dezember sollen jetzt 13 dieser Tiny Houses ins Tal gebracht werden, und zwar nach Dernau. Wie ist es denn dazu gekommen?

Görg: Menschen aus dem Ort haben uns angesprochen, ob wir es irgendwie ermöglichen können, dass junge Familien oder die Leute generell wieder zurück ins Ahrtal kommen können, weil sie teilweise außerhalb untergebracht sind, in Ferienwohnungen, bei Freunden oder Bekannten. Der Wunsch aus der Bevölkerung war da, doch wieder zurück ins Tal zu kommen, in ihren Heimatort. Wir haben die Idee dann aufgegriffen und fanden das einen schönen Gedankenanstoß und daraus können wir doch eigentlich mal ein ganz nettes Projekt gestalten. Und so kam es, dass wir auf die Suche gegangen sind nach Tiny Häusern und haben in der Tat 13 Stück gefunden, die wir jetzt gerne da unten zur Verfügung stellen möchten.

DOMRADIO.DE: Wenn man so ein Haus irgendwo hinstellt, dann braucht man ja immer auch ein Gelände, wo man das machen kann und eine Aufstellgenehmigung. Wie regeln Sie das?

Görg: Das läuft eigentlich zentral, wir haben uns da jetzt an die Ortsgemeinden gewandt. Das ist auch Teil und Aufgabe, in dem Fall der Ortsgemeinden, die Stellfläche herzustellen, herzurichten. Wir sind jetzt eigentlich erst mal nur der Überbringer dieser Tiny Houses und stellen die zur Verfügung. Und die verwaltungstechnischen Aufgaben obliegen dann natürlich den Gemeinden.

DOMRADIO.DE: Wenn die Häuser zerstört sind, sind ja die Grundstücke wahrscheinlich auch im Eigentum der Familien, oder?

Görg: Auch das wird der Fall sein. Es wird auch ganz oft das Tiny House auf dem Grundstück der Betroffenen selbst stehen. Da wäre es natürlich möglich. Es ist da natürlich die bevorzugte Wahl, weil die Menschen dann auch zielgerichtet wieder an ihrem Eigentum weiterarbeiten und sie sind natürlich dann auch mit dem Tiny House direkt vor Ort.

DOMRADIO.DE: Sie sind ja auch vor Ort in Dernau und in anderen Orten und sprechen natürlich mit den Menschen. Ein paar Häuser sind schon geliefert worden. Das können die Leute sich auch schon angucken. Welche Reaktionen bekommen Sie da?

Görg: Wir bekommen durchaus und durchweg nur positive Reaktionen und freudige Nachrichten. Und ich glaube, vielen fällt einfach ein Stück weit eine Last vom Herzen, dass sie einfach wieder zurück können und dass wir ihnen jetzt eine Perspektive damit bieten können, dass sie einfach wieder in ihren Ort, in ihre Heimat zurück können. Und wirklich sich auch wohlfühlen werden, zumindest ein Stück weit, in dieser Zeit. Und das ist, glaube ich, das Positive, was wir da erfahren die ganze Zeit.

DOMRADIO.DE: Perspektivisch ist es ja so, dass die Menschen schon auch hoffen, dass ihre Häuser oder ihre Wohngelegenheiten wieder hergerichtet oder neugebaut werden. Sind diese Tiny Houses jetzt vielleicht auch so eine Art Wanderleihgabe oder wie ist das gedacht?

Görg: Das wird die Zukunft zeigen, dann müssen wir mal gucken, was jetzt passiert. Natürlich kann das auch passieren. Die Geschwindigkeit des Aufbaus ist ja bei jedem unterschiedlich und es kann natürlich auch sein, dass die natürlich dann an weitere Bedürftige weitergegeben werden. Das muss man jetzt einfach, in Absprache mit den Ortsgemeinden, dann auch schauen, wie sich das entwickelt. Am Ende sind es 13 Stück und jetzt, wenn sie erstmal verplant sind, sind sie verplant und wie sie dann weiter verteilt werden, das muss man einfach gucken, was jetzt in der Zukunft so kommt. Vielleicht kommen wir natürlich auch noch mal an weitere Häuser dran. Muss man natürlich gucken.

DOMRADIO.DE: Ich hätte da die Idee, dass sie in die Tiny Houses vielleicht auch noch ein bisschen Weihnachtsdeko tun.

Görg: Ja, da denken wir ja fast gleich. Auch das war so ein Gedanke von uns. Jetzt haben sie uns auch ein bisschen durchschaut. Das würden wir machen wollen. Wir richten jetzt zur Weihnachtszeit etwas der Zeit entsprechend auch her, dass die Leute direkt auch das Gefühl haben. Der Wohlfühlcharakter ist da doch glaube ich das Wichtigste. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR