Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet Ostern. Sie zielt aber nicht nur auf den Verzicht auf Genussmittel, sondern auch auf eine Unterbrechung von Gewohnheiten. Das können ganz unterschiedliche Aktivitäten sein, wie eine kleine Auswahl zeigt.
WhatsApp-Fasten 2019
Wie können Christen die vierzigtägige Fastenzeit dazu nutzen, sich optimal auf Ostern vorzubereiten? Viele setzen bei einer Veränderung des Lebensstils an, verzichten auf bestimmte Nahrungsmittel oder lästige Gewohnheiten. Aber die Fastenzeit soll – so die christliche Botschaft - auch dazu dienen, sich neu um seine Mitmenschen zu sorgen und im Gebet und Besinnung zur Ruhe zu kommen.
Bei der Besinnung setzt auch die Katholische Fernseharbeit mit ihrer Aktion WhatsApp-Fasten an, die dieses Jahr in die dritte Runde geht (zuvor, 2000-2015 SMS-Fasten). Ziel soll aber nicht der Verzicht auf WhatsApp sein, sondern eine Unterbrechung des Alltags durch einen spirituellen Impuls.
In den 40 Tagen zwischen Aschermittwoch und Ostern erhalten die Teilnehmenden dabei täglich ein Bild samt Bibelvers auf ihr Smartphone. Die kurzen Impulse sollen den Alltag für einen Moment unterbrechen und auf Gott als Ziel des christlichen Fastens verweisen.
"Jesus hätte bestimmt auch WhatsApp genutzt", sagt Pater Dr. Lukas Rüdiger, der in diesem Jahr wieder der Einladende ist. Der "Fernsehpfarrer" aus Borken ist regelmäßig bei Sat.1 mit seiner Show "So gesehen – Talk am Sonntag" zu sehen.
Die Anmeldung zum WhatsApp-Fasten ist ab sofort möglich. Nähere Informationen dazu auf der Website www.whatsapp-fasten.de.
Seit dem Jahr 2000 laden die TV-Pfarrer, die im Fernsehen Verkündigungssendungen moderieren, im Auftrag der Katholischen Fernseharbeit zum täglichen Innehalten mit einer Textnachricht auf Mobilfunkgeräte ein.
WhatsApp-Fasten organisiert die Katholische Fernseharbeit in Kooperation mit DOMRADIO.DE.
Kirchen empfehlen vor Ostern "Klimafasten"
Zum "Fasten für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit" rufen mehrere kirchliche Initiativen auf. Die Fastenzeit vor Ostern sei eine Gelegenheit darüber nachzudenken, "wo wir mit unserem Verhalten und unserem Konsum andere Menschen und das Leben auf dieser Erde schädigen", sagte der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh in Karlsruhe. Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, sagte, es brauche einen "achtsamen und genügsamen Lebensstil".
In den sieben Wochen vor Ostern - beginnend ab dem Aschermittwoch am 6. März - lädt die in elf Landeskirchen und drei Bistümern unterstützte Aktion zum Innehalten und zu Umweltschutz ein. Jede Woche hat einen eigenen Schwerpunkt, etwa fairer Konsum oder plastikfreies Leben. Christen sind aufgerufen, ihre Erfahrungen über die Sozialen Medien zu posten. Biblisches Leitwort des Klimafastens 2019 ist "So viel du brauchst".
Auf der Internetseite klimafasten.de können Texte, geistliche Impulse, aber auch konkrete Ideen für umweltschonendes Handeln abgerufen werden. Dabei geht es etwa um Wassersparen, Alternativen zum Auto oder um einen sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln.
Initiatoren sind die evangelischen Landeskirchen in Norddeutschland, Oldenburg, Bremen, Hannover, Berlin-Brandenburg, Westfalen, Lippe, Rheinland, Kurhessen, Baden und Württemberg sowie die katholischen Diözesanräte Hildesheim, Berlin und Passau.
Erstmals Gruppenanmeldungen für Autofasten möglich
Mehrere katholische Bistümer und evangelische Landeskirchen rufen in den kommenden Wochen zum Klimaschutz per "Autofasten" auf. Ab sofort ist die Anmeldung für die Aktion in der Fastenzeit vom 6. März bis zum 20. April unter www.autofasten.de möglich. Erstmals können sich auch Gruppen statt Einzelpersonen beteiligen, etwa Schulklassen, Kollegenkreise oder Unternehmen und Einrichtungen, wie Geschäftsführerin Michaela Lukas vom koordinierenden Bistum Trier der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.
Es gehe darum, das Leben bewusster zu gestalten und angesichts der spürbaren Auswirkungen des Klimawandels die Umwelt zu schützen. Wer kurze Wege zu Fuß gehe, verstärkt auf Rad, Bus oder Bahn setze, Fahrgemeinschaften bilde oder das Auto teile, leiste einen kleinen, persönlichen Beitrag zum Klimaschutz, so Lukas.
An der 22. Auflage von "Autofasten" sind die Evangelische Kirche der Pfalz, im Saarland und in Hessen-Nassau, die Bistümer Trier, Mainz und Fulda, das Erzbistum Köln, der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen und die Erwachsenenbildung Luxemburg beteiligt. Zu den Partnern zählen Umweltverbände, Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen. Regional sind Angebote und Gewinnspiele, verbilligte Fastentickets oder Freitickets sowie Sonderkonditionen bei Fahrradverleihern und Car-Sharing-Firmen vorgesehen.
In den vergangenen Jahren haben sich nach Angaben des Bistums Trier, wo die Aktion 1998 ins Leben gerufen worden war, jeweils zwischen 1.600 und 2.000 Menschen beteiligt. Für die Aktionszeit sind Autofahrer aufgerufen, ihr Fahrzeug möglichst oft stehen zu lassen.
In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Kritik an der Kampagne. So beklagte der Automobilclub von Deutschland (AvD), Autofahrer dürften nicht als Umweltsünder gebrandmarkt werden.
Evangelische Kirche mit Fastenaktion "Sieben Wochen ohne Lügen"
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellt in diesem Jahr den Umgang mit der Wahrheit in den Mittelpunkt ihrer Fastenaktion. Es gehe um den "alltäglichen Umgang mit Wahrnehmung und Wahrheit", sagte der Geschäftsführer der Aktion, Arnd Brummer, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Unter dem Motto "Mal ehrlich! Sieben Wochen ohne Lügen" solle es um die Frage gehen, wie oft kleine und große Notlügen oder falsche Aussagen im Alltag vorkämen. "Die politische und mediale Ebene ist wichtig", fügte Brummer hinzu, "wir wollen es aber nicht darauf verkürzen."
Das Konzept "Sieben Wochen ohne ..." stehe in der Tradition des Reformators Ulrich Zwingli, erklärte der Experte. "1522 gab es nach dem Aschermittwoch ein Wurstessen in Zürich - und allgemeine Empörung. Mit einer Predigt hat Zwingli die Reformation in Zürich ausgelöst." Laut Zwingli geht es in den 40 Tagen der vorösterlichen Fastenzeit um die Erinnerung daran, "wie Jesus Christus in der Wüste darüber nachgedacht hat, ob er dem Weg seines Vaters folgen kann".
Wer in der Fastenzeit etwa auf Fleisch oder Alkohol verzichten wolle, könne das tun, so Brummer. "Zentral ist aber die Frage, wie man das eigene Leben gestalten möchte und welche Änderungen sinnvoll sein könnten."
"Andere Zeiten" startet zwei Fasten-Aktionen
Zwei Aktionen zur Fastenzeit startet der ökumenische Verein "Andere Zeiten". Zum einen können sich Interessierte bei der Briefaktion "7 Wochen anders" anmelden, wie Chefredakteur Frank Hofmann in Hamburg erläuterte. Sie bekommen eine Broschüre mit Informationen rund um die Fastenzeit und dann jede Woche Post. Die darin enthaltenen Erfahrungsberichte anderer Fastender sowie die Gedichte, Karikaturen und biblischen Geschichten sollen zum Durchhalten beim Fasten animieren.
Zweiter Baustein der Aktion ist den Angaben zufolge der Fasten-Wegweiser "wandeln". Er kommt in Buchform daher, umfasst rund 120 Seiten und bietet Impulse für Geist, Körper und Seele. Die Fastenaktionen sollten beim Innehalten unterstützen, erläuterte Hofmann. "Wer fastet, unterbricht bewusst den Alltag in seiner oftmals abstumpfenden Gleichförmigkeit und stelle sich den Fragen nach dem Sinn und dem Sein ganz neu."
Der Verein "Andere Zeiten" wurde 1997 gegründet. Überregional bekannt wurde er mit dem Kalender "Der andere Advent".
Die Fastenzeit, auch österliche Bußzeit genannt, dauert 40 Tage, beginnt am Aschermittwoch und endet an Ostern, dem Feiertag der Auferstehung Jesu. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus der biblischen Überlieferung nach in der Wüste verbracht hat.