DOMRADIO.DE: Ein ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit – was wollen Sie und Ihre Mitstreiter bezwecken?
Wolfgang Eber (Sprecher der Klimapilger): In Paris hat sich die Bundesregierung gemeinsam mit vielen anderen Ländern dazu bekannt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. An konkreten Maßnahmen lässt es aber überall auf der Welt zu wünschen übrig. Gerade in Deutschland passiert viel zu wenig. Die Bundesregierung hat sich von dem Ziel verabschiedet, die CO2-Emission bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu reduzieren. Als Pilger wollen wir auf die dringende Notwendigkeit hinweisen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Denn, wenn diese Politik so weitergeht, steuern wir auf eine Erwärmung von drei bis vier Grad zu und das wäre eine Katastrophe für die Welt.
DOMRADIO.DE: Rund 20 Kilometer lang ist die erste Etappe, von da geht es dann weiter in das Braunkohleabbaugebiet um Hambach, einem der so genannten "Schmerzpunkt des Klimagipfelweges". Was ist damit gemeint?
Eber: Auf dem Weg kommen wir an Orte, die mit dem Kohleabbau verbunden sind. Und dabei wollen wir darauf hinweisen, dass man hier etwas tun muss. Man muss aufhören, die Kohle aus dem Boden zu holen und man muss gleichzeitig schauen, wie man die Menschen, die in der Kohleverarbeitung arbeiten, beim Umstieg auf erneuerbare Energien unterstützen kann.
DOMRADIO.DE: Neben diesen Schmerzpunkten besuchen Sie aber auch sogenannte Kraftorte. Wo sind die und was ist für diese Orte charakteristisch?
Eber: Wir glauben, dass wir die Probleme des Klimawandels nicht nur mit Deckelungen und Begrenzungen, sondern vor allem mit einem schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien begrenzen können. Wir wollen zeigen, dass Kraftwerke Anlagen zur umweltfreundlichen Energiegewinnung und auch spirituelle Orte sein können. Und dort zeigen wir, wie eine Energieversorgung heute aussehen kann, ohne fossile Sachen zu verbrennen.
DOMRADIO.DE: Heute beginnt der Pilgerweg. Mit wievielen Pilgern rechnen Sie im Verlauf bis Anfang Dezember?
Eber: Es sind etwa 30 Pilger dauerhaft unterwegs. Und dann kommen jeweils Tagespilger dazu. Als wir damals nach Paris gegangen sind, waren es mal zehn, mal 20, aber auch bis zu 100 Tagespilger. Jetzt wird es darauf ankommen, wie bekannt der Weg wird und wie wir die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisieren können. Und das ist nötig, denn es herrscht ein viel zu geringes Bewusstsein für die Dringlichkeit dieses Umbruchs. Im Koalitionsvertrag widmen sich nur anderthalb von 200 Seiten diesem Thema. Und es hat auch bei der Bevölkerung noch nicht den Stellenwert, den es haben muss, damit wir den künftigen Generationen nicht eine viel schlechter bewohnbare Erde hinterlassen.
DOMRADIO.DE: Sie werden während des Weges Unterschriften und Stimmen zur Klimagerechtigkeit sammeln. Wer bekommt die dann letztendlich?
Eber: Die Unterschriften sollen einerseits in Berlin übergeben werden. Aber das Endziel ist, dass wir mit den Unterschriften in Kattowitz zu Beginn der Klimakonferenz erscheinen und den Organisatoren übergeben.
Das Interview führte Carsten Döpp.