Caritas mahnt stärkere Sozialpolitik an

Klimaprämie und mehr Einsatz gegen Armut

Die Caritaspräsidentin vermisst bei den Ampel-Sondierungen von SPD, FDP und Grünen eine Klimaprämie mit sozialer Abfederung für Einkommensschwache. Auch der Caritasdirektor in Essen fordert mehr Einsatz gegen Armut.

Appell an die Politik, Einkommensschwache sozial abzusichern / © Khamidulin Sergey (shutterstock)
Appell an die Politik, Einkommensschwache sozial abzusichern / © Khamidulin Sergey ( shutterstock )

Die neue Caritaspräsidentin Eva Welskop-Deffaa sieht "erhebliche Lücken" in den sozialpolitischen Sondierungsergebnissen für eine Ampel-Koalition in Berlin. "Da werden wir in den nächsten Wochen noch ins Gespräch mit den Verhandlern gehen", sagte Welskop-Deffaa am Dienstag im Bayerischen Rundfunk.

Soziale Abfederung bei höheren Energiepreisen

Der katholische Wohlfahrtsverband vermisst nach ihren Worten vor allem eine soziale Abfederung höherer Energiepreise. "Eine Klimaprämie, also eine Rückerstattung an die Bürgerinnen und Bürger im niedrigen Einkommensbereich, ist bislang in den Papieren nicht vorgesehen", bemängelte Welskop-Deffaa.

Mehr Einsatz gegen Armut

Der Caritasdirektor im Bistum Essen, Matthias Schmitt, fordert die nächste Bundesregierung zum Einsatz gegen Armut auf. "Armut ist ein hochkomplexes Problem, das keine populistischen Antworten verträgt", sagte Schmitt am Dienstag in Essen. Die Beseitigung von Armut in Deutschland - einem der reichsten Länder der Welt - stehe seit langem ungelöst auf der Agenda.

Hohe Armutsquote im Ruhrgebiet

Schmitt verwies auf die Armutsquote im Ruhrgebiet. Mit 21,1 Prozent stehe der größte Ballungsraum Deutschlands "als trauriger Spitzenreiter der ärmsten Regionen bundesweit" da. Jedes dritte Kind in der Ruhrregion lebe in Armut. Die Corona-Pandemie habe die Lage verschärft. "Wer vorher schon an der Schwelle zur Armutsgefährdung lebte, rutschte mit Kurzarbeit oder Jobverlust vollends in eine Notlage", beanstandete der Caritasdirektor.

Er riet zu interdisziplinären Teams in den Kommunen, die ihre Stadt unter die Lupe nehmen und eine Sozialplanung entwerfen sollten. Verwaltung und freie Träger müssten diesen Teams angehören.


Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth ( dpa )
Quelle:
KNA