Er ließ die monumentale Domkuppel von Sankt Blasien errichten, war Religionsführer und Wissenschaftler und spannte politische Beziehungsnetze quer durch Europa: Unter dem vor rund 300 Jahren geborenen Fürstabt Martin Gerbert (1720-1793) erlebte das Benediktinerkloster Sankt Blasien seine größte Blütezeit.
Die neue Sonderausstellung von Augustinermuseum und Erzbistum Freiburg erzählt nun am Beispiel des Schwarzwald-Klosters fast 1.000 Jahre Kultur-, Religions- und Wissenschaftsgeschichte. Sie zeigt dazu Exponate aus einer der bedeutendsten klösterlichen Sammlungen Europas. Kostbare Goldkelche, juwelenverzierte Kreuze und Reliquien dokumentieren den Reichtum des um das Jahr 900 gegründeten und mit der Säkularisation 1806 aufgelösten Klosters.
Das Adelheidkreuz inszeniert eine Reliquie mit Juwelen und Silberpracht. Für seltene Bibelhandschriften gab es kostbare, mit Heiligenfiguren gestaltete Buchdeckel oder ganze Gold-Kästen. "Kunst und Pracht illustrierten somit die religiöse Bedeutung von Heiliger Schrift oder Heiligenreliquien", so Kurator Guido Linke.
Klösterliche Meisterwerke
Ausgestellt sind auch Meisterwerke klösterlicher Handschriften und Buchmalerei: Ein von Reichenauer Mönchen um das Jahr 980 gezeichneter Christus am Kreuz, ein Grammatik-Lehrbuch aus dem 8. Jahrhundert oder ein wichtiges Fragment der Naturgeschichte des in Pompeji gestorbenen Plinius aus dem 5. Jahrhundert. Die Sankt Pauler Lukasglossen, bei denen ein Mönch vor rund 1.200 Jahren zwischen den Zeilen die deutsche Übersetzung des Lukasevangeliums "glossierte", also zusammenfasste, sind eines der ältesten Beispiele für die deutsche Schrift.
"Bei einem Brand in Sankt Blasien um das Jahr 1.700 wurden die meisten mittelalterlichen Handschriften der Klosterbibliothek vernichtet, aber Abt Gerbert gelang es, in seiner Ära erneut eine große Sammlung mittelalterlicher Texte zusammenzutragen", erläutert Ausstellungsmacher Linke. Beispielsweise aus den Archiven der Reichenau und mit offenbar nicht immer ganz lauteren Methoden, etwa wenn er kurzerhand Manuskriptseiten heimlich mitgehen ließ.
Mönche retteten Kostbares in die Schweiz
Während die allermeisten Klosterbibliotheken und Kunstsammlungen im Zuge der Säkularisation im 19. Jahrhundert zerstört oder zerstreut wurden, gelang es den Mönchen von Sankt Blasien, ihre Schätze vor dem neu gegründeten Großherzogtum Baden rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. "Sie sahen die Aufhebung ihres Kloster kommen und retteten fast alles in die Schweiz und brachten es damit außerhalb des staatlichen Zugriffs", so Linke.
Wenig später wurde das ehemalige Schwarzwaldkloster neu im Lavanttal in Kärnten gegründet. Die Kunst- und Kulturschätze blieben erhalten. Aus Sankt Paul im Lavanttal stammt nun die Mehrheit der in Freiburg gezeigten Exponate.
Der Schwerpunkt liegt auf der Hochzeit der Schwarzwaldabtei unter Abt Gerbert im späten 18. Jahrhundert. Er ließ das kurz zuvor weitgehend abgebrannte Kloster neu aufbauen, schrieb mehr als 50 Bücher auf verschiedensten Wissensgebieten und etablierte das Kloster auch als politischen Machtfaktor. Eine Hörstation mit dem aktuellen Beuroner Abt Tutilo Burger schlägt den Bogen zum Ordensleben der Gegenwart.
Die ursprünglich nur auf April befristete Schau konnte nun bis zum 19. September verlängert werden. Aktuell ist ein Besuch nur nach vorheriger telefonischer oder Online-Buchung möglich. Verfügbar sind rund 150 Eintrittskarten pro Tag.