Betrachtet wird die Zeit zwischen 1933 und 1945. Das Kloster Eberbach ist eine ehemalige Zisterzienserabtei und seit 1803 säkularisiert. Danach wurde es hauptsächlich als Weingut genutzt. Seit 1998 wird das Kloster von einer Stiftung getragen.
Der Weinhandel der Region lag laut Studie vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten fast ausschließlich in jüdischen Händen. Jüdische Händler und nicht-jüdische Winzer hätten eng zusammen gearbeitet. Auf Druck der Nationalsozialisten und nicht-jüdischer Händler wurden Juden demnach ab 1933 stetig vom Handel mit dem Kloster ausgeschlossen. "Von dieser - später auch physischen - Eliminierung der jüdischen Weinhändler hat sich der Rheingau bis heute nicht vollständig erholt", heißt es.
Gefangenenlager im Kloster
Während des Zweiten Weltkriegs mussten laut Untersuchung tausende Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in den Weinbergen arbeiten. Mindestens eines der regionalen Gefangenenlager sei im Kloster errichtet worden. Die Studie kritisiert, Zwangsarbeit im Weinbau sei bislang kaum erforscht. Genaue Zahlen, wie viele Menschen dort arbeiten mussten, fehlten.
Weiter geht die Studie auf die Funktion des damaligen Eberbacher Weinbaudirektors Rudolf Fareis und die Rolle des Klosters als Treffpunkt der Nationalsozialisten ein. Ab 1944 wurden demnach "vermehrt hochrangige Treffen" in Eberbach abgehalten. Auch seien "führende europäische Antisemiten" dort zusammengekommen.
Angesprochen werden ferner das Töten von Menschen mit psychischer Krankheit in der Landesheilanstalt Eichberg, die auf eine ursprünglich 1815 im Kloster Eberbach eröffnete Einrichtung zurückgeht. Das Wissen über die Morde in unmittelbarer Nähe zum Kloster sei verdrängt worden, heißt es.