DOMRADIO.DE: Das ganze Jahr über wird im und am Dom gearbeitet. Aber das ist mit Besucherinnen und Besuchern gar nicht immer so gut möglich, oder?
Peter Füssenich (Kölner Dombaumeister): Das ist richtig: Jeden Tag besuchen in normalen Zeiten weit über 20.000 Menschen pro Tag den Dom, insgesamt sechs Millionen im Jahr. Das ist natürlich auch eine Herausforderung für den Dom. In diesem Jahr war es völlig anders. Der Dom war menschenleer, manchmal gespenstisch. Das heißt, statt der 20.000 sind maximal 200 zurzeit im Dom.
DOMRADIO.DE: Wird in der Kathedrale gerade noch mehr gearbeitet als sonst?
Füssenich: Corona hat ja nicht nur Schlechtes gebracht, sondern eben auch Chancen bereitgehalten. Wir haben diese Chancen auch genutzt, dass der Dom so leer war. Und die Mitarbeitenden der Dombauhütte haben in vielen Bereichen gearbeitet, an denen das üblicherweise bei diesem Besucherandrang nicht möglich ist.
DOMRADIO.DE: Welche Bereiche konnten jetzt denn auf Vordermann gebracht werden ohne diese täglichen Besuchermassen?
Füssenich: Beispielsweise haben wir das Chormosaik, das flächenmäßig größte Kunstwerk des Kölner Doms, begutachtet, wir haben Fehlstellen beseitig, wir haben es komplett gereinigt. Es strahlt jetzt wieder wie am ersten Tag. Wir haben die Treppenhäuser des Turmsaufstieges des Südturms von Graffiti und Schmierereien befreit. Die Aussichtsplattform oben auf 100 Meter, die auch täglich von tausenden Besuchern normalerweise benutzt wird, abgedichtet, also Fehlstellen beseitigt. Das hat uns eigentlich das ganze Jahr gut beschäftigt.
DOMRADIO.DE: Es sind ja erheblich weniger Menschen im Dom, dadurch weniger Bewegung, weniger Kleidungsabrieb. Muss man dann auch weniger wischen?
Füssenich: Ja, das ist richtig. Wenn mehr Besucher da sind, haben wir natürlich auch mehr Probleme mit Textilfasern mit Stäuben, die sich auf den ganzen Kunstwerken ablegen. Also, ein bisschen weniger war es, aber dennoch wurde der Dom täglich gereinigt. Trotzdem vermissen wir die Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt natürlich und hoffen, dass wir bald wieder möglich viele, viele Menschen im Dom begrüßen dürfen.
Das Interview führte Tobias Fricke.