domradio.de: Dombaumeister am Kölner Dom, angesichts der Bedeutung der Kathedrale als Weltkulturerbe für Köln und auch für Deutschland ist das doch eigentlich eine Wahnsinnsaufgabe, oder?
Dompropst Gerd Bachner: Mit Sicherheit. Wenn ich die Qualifikation hätte, wäre das auch für mich eine reizvolle Aufgabe. Die Erhaltung des Doms, einer Stätte des Weltkulturerbes ist eine Seite der Arbeit. Auf der anderen Seite muss man aber auch nach vorne schauen, was man vom Bau und der architektonischen Gestaltung her tun muss, damit der Dom auch für die zukünftigen Generationen das bleibt, was er heute für uns ist.
domradio.de: Der Dom ist ja auch ein liturgisches Gebäude. Inwiefern muss der Dombaumeister das bei seinen Aufgaben auch beachten?
Dompropst Gerd Bachner: Die Aufgaben der Gestaltung in der Liturgie und des Raumes als Gotteshaus tangiert natürlich auch den Dombaumeister. Er hat zwei wichtige Aspekte. Der eine ist, sich mit dem Glauben der Kirche zu identifizieren. Er muss in der Kirche beheimatet sein, damit er überhaupt diese Perspektiven einnehmen kann. Insofern ist es ein ganz wesentlicher Punkt, dass die Person, die wir suchen, aus der Kirche heraus kommt und mit der Kirche und dem Glauben der Kirche lebt. Nur dann kann eine Gestaltung aus dieser Perspektive möglich sein. Zum anderen haben wir eine Kooperation zwischen Domseelsorge, Domdechant und dem Dompropst. Da wird es in der Leitungskonferenz immer darauf ankommen, die verschiedenen Fachdimensionen aus den einzelnen Fachabteilungen einzubringen.
domradio.de: Etwa 100 Menschen arbeiten bei der Dombauhütte, vom Steinmetz bis zum Glasfensterexperten. Was muss denn der Dombaumeister oder die Dombaumeisterin mitbringen, um die Mitarbeiter gut zu führen?
Dompropst Gerd Bachner: Die Mitarbeiterführung ist natürlich eine ganz wichtige Aufgabe. Wir haben an der Dombauhütte schon einen Großbetrieb. Da werden viele unterschiedliche Kompetenzen im wissenschaftlichen und handwerklichen Bereich und im künstlerischen sowie kunsthistorischen Sektor eingebracht. Das alles vereinen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese zu führen, zu leiten, zu motivieren, zu schauen, welche Mitarbeiter man wo einsetzt, die Mitarbeiter weiter zu qualifizieren und ein gutes Betriebsklima zu erreichen, gehör dazu, um als Fachvorgesetzter die Verantwortung zu tragen.
domradio.de: Mit dem letzten Dombaumeister gab es eine gerichtliche Auseinandersetzung, die mittlerweile beigelegt ist. Wie wollen Sie verhindern, dass sich so etwas wiederholt?
Dompropst Gerd Bachner: Verhindern kann man es letzten Endes nie. Man kann keinem in die Seele schauen, was auch gut ist, schließlich ist das die Aufgabe des lieben Gottes. Man wird aber immer klüger, im Lebensalter und durch Erfahrungsprozesse. In der Schulabteilung, aus der ich komme, wurde der Begriff des "ständigen, lebenslangen Lernens" geprägt. Insofern bin ich überzeugt, dass wir als Domkapitel aus den Erfahrungen der letzten Zeit auch Perspektiven in den Blick nehmen, die wir bei der Stellenbesetzung berücksichtigen werden.
domradio.de: Zurzeit hängen wieder viele Gerüste am Dom. Was werden die größten Herausforderungen für den neuen Dombaumeister sein?
Dompropst Gerd Bachner: Die Erhaltung des Domes steht natürlich im Vordergrund. Ich nenne dabei das Stichwort, dass in der vergangenen Zeit mal ein Stein heruntergefallen ist. Das sind aber eher die Themen, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Für uns sind das nicht die wirklich großen Themen. Die großen Themen sind so fachlich spezifiziert, dass ich sie dem neuen Dombaumeister überlassen möchte. Ich möchte nicht, dass der Dompropst dem Dombaumeister die Themen vorschreibt. Es sollte eher umgekehrt der Fall sein, dass der Dombaumeister uns als Kapitel und mir als Dompropst sagt, welche Dinge notwendig sind und wo die Schwerpunkte zu setzen sind. Danach treten wir dann in einen Dialog ein.
domradio.de: Im Moment ist die Stelle auf der Homepage unter www.dombau-koeln.de ausgeschrieben. Wann rechnen Sie mit einem neuen Dombaumeister oder einer neuen Dombaumeisterin?
Dompropst Gerd Bachner: Wir haben, einerseits um Kosten zu sparen und andererseits, weil die Stelle so reizvoll ist, keine große Werbung gemacht. Wer an dieser Stelle interessiert ist, der weiß, dass wir diese Stelle suchen. Insofern sind wir nicht in Fachpublikationen reingegangen, sondern haben die Stelle auf unserer Homepage ausgeschrieben. Ich glaube, das reicht jetzt auch. Am 2. November endet die Bewerbungsfrist. Mir war es wichtig, dass wir die Stelle ausschreiben, obwohl es auch andere Möglichkeiten gegeben hätte. Wir wollten aber ein transparentes Verfahren haben. Zudem gibt es vielleicht noch die ein oder andere Person, die man gar nicht im Blick hat. Und wenn man durch ein Bewerbungsverfahren gegangen ist, ist man sicherlich in der Position etwas gestärkter, als wenn man nur durch eine Gremien-Ernennung bestimmt wurde. Nach Ende der Bewerbungsfrist gibt es dann noch eine Findungskommission, die ich noch ins Leben rufen werde. In der letzten Sitzung des Domkapitels haben wir uns schon erste Gedanken gemacht. Wenn man das ganze Prozedere nimmt, dann wird es als frühester Termin sicherlich Februar werden, bis eine Entscheidung im Kapitel erfolgt.
Das Interview führte Mathias Peter